Der Japankäfer, ein gefährlicher Schädling

Das erste grössere Auftreten des Japankäfers in der Deutschschweiz in der Umgebung des Flughafens Kloten führte letztes Jahr zu Massnahmen. Aktuell müssen auch die Behörden in der Region Basel Bekämpfungsaktionen durchführen. In diesem Artikel wird erklärt, was den kleinen Käfer so gefährlich macht.

Der Japankäfer (Popilia japonica) gilt in der EU und in der Schweiz als einer der potenziell gefährlichsten invasiven Schädlinge und ist deshalb als prioritärer Quarantäneorganismus gelistet. Beispiele für sein enormes Schadpotenzial finden sich in Nordamerika, wo der Japankäfer seit seiner Einschleppung Anfang des 20. Jahrhunderts gewaltige Schäden in Landwirtschaft, in Parks, Gärten und auf Sportplätzen mit Rasenflächen anrichtet. Sie liegen im Bereich von mehreren Hundert Millionen Dollar pro Jahr.

Weil es in neuen Gebieten, anders als in seinem ursprünglichen Lebensraum, nicht genügend Feinde hat und es bis heute noch keine wirksamen Bekämpfungsmassnahmen gibt, versucht man die Einwanderung zu verhindern und erste Einwanderer auszurotten. Dies ist, obwohl es aufwendig und teuer ist, für die Volkswirtschaft immer noch die kostengünstigere Massnahme, als die Schäden hinzunehmen, die eine ungebremste Ausbreitung verursachen würde.

Bislang ist der Japankäfer glücklicherweise erst in wenigen Regionen Europas festgestellt worden.

Am bedrohlichsten ist die Situation in Norditalien, wo der Schädling 2014 erstmals beobachtet wurde und sich seitdem stetig ausbreitet. Seit 2017 kommt er auch im Südtessin vor, und es ist bisher nicht gelungen, ihn wieder auszurotten. Aus der italienischen Population heraus gab es auch bereits Einwanderungen ins obere Wallis.

Was den Käfer gefährlich macht

Der Japankäfer erinnert an einen kleinen herzigen Maikäfer. Als Schädling ist er allerdings deutlich gefährlicher. Das liegt vor allem an seinem sehr grossen Wirtspflanzenkreis. Je nach Quelle findet man Angaben von 200 bis 400 Pflanzenarten aus ganz verschiedenen Familien. Erfahrungen aus dem Südtessin und der weiter südlich gelegenen Lombardei zeigen, dass die Käfer gerne an Reben fressen. Ob Wein wirklich die über alles bevorzugte Nahrung ist, würde sich zeigen, wenn er über die Alpen käme. Als beliebte Wirtspflanzen sind nämlich Stein- und Kernobst, Strauchbeeren und Ackerkulturen wie Mais, Bohnen und Soja gelistet. In den meisten Gebieten des Kantons St. Gallen würde der Käfer mit diesem Speiseplan ein Schlaraffenland vorfinden. Wenn er keine Kulturpflanzen findet, könnte er auf Gartenpflanzen oder Waldbaumarten ausweichen. Das macht eine wirksame Eindämmung praktisch unmöglich.

Der Maikäfer ist im Vergleich dazu geradezu wählerisch. Sein Speiseplan beschränkt sich auf verschiedene Laubbaumarten, die er zwar auch kahl frisst, aber er bevorzugt alte und grosse Bäume, die das eher wegstecken können. Der Kahlfrass kommt ausserdem nur etwa alle drei Jahre vor. So lange braucht der Maikäfer, um sich zu entwickeln. Das ist beim Japankäfer anders. Er hat einen einjährigen Zyklus. Damit ist beim Japankäfer jedes Jahr ein Flugjahr.

Unaufhaltsamer Fresser

Es wird noch ungemütlicher, denn die Larven beider Käfer ähneln sich in ihrer Lebensweise stark. Beim Maikäfer sind ja bekannterweise die Engerlinge in den meisten Fällen das grösste Problem, weil sie im Boden leben, Pflanzenwuzeln fressen und grosse Flächen von unten kahl fressen können. Genauso machen es die Larven des Japankäfers mit vergleichbaren Folgen. Auch die Anzahl der abgelegten Eier ist ähnlich.

Etwas anders sind die bevorzugten Eiablageorte. Hier sucht der Japankäfer stärker als der Maikäfer die Feuchtigkeit. Bewässerte Äcker, Gärten, Sportanlagen und Feuchtgebiete schätzt er als Eiablageorte. Feuchte Sommer und milde Winter begünstigen die Überlebenschancen der Larven deutlich.

Die Larven des Maikäfers und der verwandten einheimischen Arten lassen sich heutzutage mit den Beauveria- oder Metarhiziumpilzen wirkungsvoll in Schach halten. Auch hier stellt der Klimawandel und das Vordringen in immer höhere Regionen die Landwirte vor Herausforderungen, ein Bekämpfungsmittel ist aber grundsätzlich vorhanden.

Das ist beim Japankäfer noch nicht so. Die Forschung läuft zwar auf Hochtouren, und es gibt vielversprechende Ansätze auf Basis von Pilzen und Nematoden, keine dieser Massnahmen ist aber genug ausgereift, um den Schädling unter Kontrolle zu bringen.

Das Beispiel von Norditalien zeigt, dass bisher eine Ausbreitung in Gebieten, in denen er sich angesiedelt hat, maximal verzögert aber nicht mehr gestoppt werden kann.

Ohne wirksame Bekämpfungsmittel wird der Käfer in der Landwirtschaft zu einem grossen Problem werden. Deshalb liegt derzeit der Fokus auf der Abwehr, und deshalb greift man in Gebieten wie Basel und Zürich zu massiven Massnahmen, um die Ansiedelung zu unterdrücken und der Suche nach Mitteln Zeit zu verschaffen.

Jedes Jahr, um das sich die Einwanderung verzögern lässt, zählt.

Achtung, Verschleppungsgefahr

Der Japankäfer ist aus der Lombardei bereits ins Südtessin eingewandert und hat 2023 den Ceneri überwunden. Alle Käfer, die bisher auf der Alpennordseite gefangen wurden (Zürich, Luzern und Basel) sind höchstwahrscheinlich irgendwo mitgefahren und im Fall von Kloten und Basel längere Zeit nicht entdeckt worden.

Eine Verschleppung ist schnell passiert. Neben dem gewerblichen Verkehr ist die private Mobilität eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Hier können alle mithelfen, dass keine Käfer als blinde Passagiere zu uns auf die Alpennordseite reisen. Vor allem bei Fahrten, die durch die Lombardei und das Tessin führen, ist grösste Achtsamkeit geboten. Aktuell ist Flugzeit und ein Käfer ist schnell «eingepackt».

Man sollte deshalb auf Käfer im Gepäck und im Auto achten. Es ist wichtig, beides vor der Abfahrt und nach der Ankunft zu kontrollieren. Ab Eiablage und ausserhalb der Flugzeit (August bis April) besteht ein Risiko, wenn Pflanzen mit Wurzelballen oder in Töpfen aus den genannten Regionen mitgebracht werden. Die Engerlinge können in der Erde mitreisen.

Wie erkennt man den Käfer?

Der Japankäfer stammt aus der Familie der Blatthornkäfer. Er hat damit eine grosse europäische Verwandtschaft. Die wichtigsten Unterschiede zu den häufigsten Verwechslungsmöglichkeiten sind in der Tabelle zusammengefasst.

Verdächtigen Käfer gefunden?

Im Kanton St. Gallen werden aktuell Fallen an acht wichtigen Verkehrsknotenpunkten aufgestellt. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie leicht die Käfer verschleppt werden können. Deshalb ist jede Verdachtsmeldung wertvoll.

Wenn man einen verdächtigen Käfer entdeckt, fängt man ihn möglichst ein und macht ein Foto.

Meldungen kann man bei der Fachstelle Pflanzenschutz unter pflanzenschutz@sg.ch oder 058 228 24 24 machen. Um die Beobachtung beurteilen zu können, brauchen die Fachleute unbedingt ein Foto oder den Käfer selber sowie die Kontaktdaten des Melders.

Falls es sich tatsächlich um einen Japankäfer handelt, werden die Fachleute am Fundort so rasch wie möglich Fallen aufstellen und das Areal absuchen, um zu prüfen, ob es sich um einen einzelnen Käfer handelt oder ob sich bereits eine Population entwickelt. pd.

 

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