Frostschäden und neue Feinde

Die Douglasien in der Schweiz hatten kein gutes Jahr: Ab Mitte April fielen Förstern auffällig rot verfärbte Nadeln auf. Untersuchungen zeigen, dass dies vermutlich Frostschäden sind. Mit dem Erstfund von invasiven Gallmücken aus Nordamerika im Sommer 2022 hat sich zudem die Liste der Schädlinge verlängert.

Douglasien mit starken Nadelverrötungssymptomen. Bilder: Simon Blaser, WSL
Douglasien mit starken Nadelverrötungssymptomen. Bilder: Simon Blaser, WSL

Die Douglasie aus Nordamerika gilt als wichtige Zukunftsbaumart für den Schweizer Wald, da sie im Vergleich zu hiesigen Nadelbäumen Trockenheit besser erträgt. Es hat sich aber gezeigt, dass sie recht anfällig für Frost im Frühling ist. So sind in diesem Frühjahr bei Waldschutz Schweiz Meldungen zu auffallenden Nadelverrötungen bei Douglasien eingegangen. Betroffen waren Stangenholz- und Altholzbestände im ganzen Mittelland.

Rote Verfärbungen

Forschende von Waldschutz Schweiz untersuchten befallene Triebe und konnten Pilze als Ursache ausschlies-sen. Knapp die Hälfte der untersuchten Douglasien waren zwar vom Buchdrucker (Ips typographus) befallen, der sich aber im Douglasienholz nicht weiter vermehren konnte. Somit ist Frost in den Monaten Februar und März die wahrscheinlichste Ursache für die Nadelverrötung, die hauptsächlich an den jüngsten Trieben auftrat. Insbesondere die zweite Februarhälfte war ungewöhnlich warm. Ende Monat allerdings kam es zu einem Kälteeinbruch. Dies könnte sogenannte Wechselfrostschäden verursacht haben. Frühere Erfahrungen mit ausgeprägten Frostschäden an Nadelholz lassen vermuten, dass sich die geschädigten Douglasien in den nächsten Jahren wieder erholen werden.

Neuer Feind aufgetaucht

2022 entdeckte Waldschutz Schweiz im Kanton Basel-Landschaft erstmals Douglasiengallmücken der Gattung Contarinia. Anschliessende Beobachtungsprogramme zeigten, dass die invasiven Gallmücken aus Nordamerika im Norden der Schweiz bereits verbreitet sind. Ihr Auftreten in Europa ist seit 2015 bekannt und wurde gleichzeitig in Belgien, Frankreich und den Niederlanden entdeckt, im Folgejahr dann auch in Deutschland.

Ausgewachsene Douglasiengallmücken schlüpfen im späten Frühling mit dem Austrieb der Douglasien. Sie legen ihre Eier auf frisch gesprossene Nadeln. Die Larven fressen sich durch die Nadeln und lösen so die Bildung von charakteristischen Gallen aus, was zu Verdickungen, Verformungen und Verfärbungen der Nadeln führt. Das verkleinert die Nadeloberfläche und lässt die Nadeln frühzeitig abfallen, was das Wachstum der Douglasien negativ beeinflussen kann. Bei starken, mehrjährigen Befällen können Triebe absterben.

In der Herkunftsregion Nordamerika sind die Schäden durch die Gallmücken besonders dann ausgeprägt, wenn diese gemeinsam mit anderen Schadorganismen auftreten. Die Russige Douglasienschütte, ein Pilz, und die Douglasienwolllaus sind in der Schweiz bereits heimisch und wurden im Rahmen des letztjährigen Überwachungsprogramms häufig mit den Gallmücken gefunden. «Wir nehmen an, dass sich Douglasiengallmücken in der Schweiz weiter ausbreiten werden und sich vermutlich in sämtlichen Gebieten mit Douglasienanbau etablieren können», sagt Simon Blaser von Waldschutz Schweiz. Dazu kommt der stetig zunehmende Stress durch steigende Temperaturen und häufigere Trockenphasen. Es wird sich zeigen, ob die Douglasie die Eignungsprüfung als Zukunftsbaum für die Schweiz besteht.

Simon Blaser, Beate Kittl, Waldschutz Schweiz

Wenn sich Larven von Douglasiengallmücken durch das Nadelgewebe fressen, verursachen sie charakteristische Verfärbungen und Verdickungen.
Wenn sich Larven von Douglasiengallmücken durch das Nadelgewebe fressen, verursachen sie charakteristische Verfärbungen und Verdickungen.

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