Sprossen: Kleine Mengen, grosse Wirkung
Sie wachsen schnell und sind im Winter der perfekte zusätzliche Vitaminkick. Die Anzucht ist einfach und der Nutzen für die Gesundheit ist gross. Ausserdem bergen viele von ihnen ein zusätzliches verborgenes Gesundheitspotenzial: Sie entgiften den Körper.
Es spielt keine Rolle, ob sie in Gläsern, Schalen mit Watte, Kunststoffbehältern, Aluschalen, Keimboxen, Sprossengläsern oder Etagenkeimgeräten hergestellt wurden, die Hauptsache ist, man zieht Sprossen. Anleitungen, Beschreibungen und Videos zu Sprossen und Keimen finden sich massenhaft im Internet oder in Büchern.
Die Minipflänzchen enthalten alle Inhaltsstoffe, welche die Pflanze für ihre weitere Entwicklung braucht. Aber nicht nur das, daneben enthalten die grünen Winzlinge unzählige Substanzen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören und gesundheitlich eine Menge zu bieten haben. Die Konzentration der gesunden Inhaltsstoffe in den gerade gekeimten Pflanzen ist besonders hoch. Nebst sekundären Pflanzenstoffen gehören Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine, Enzyme, Fettsäuren, Proteine, Nahrungsfasern und Chlorophyll dazu. Der grosse Vorteil der Sprossen besteht darin, dass kleine Mengen ausreichen, um eine grosse positive Wirkung zu erzielen.
Besondere Inhaltsstoffe
Dass sich ein regelmässiger Verzehr von Brokkoli oder eben Brokkolisprossen positiv auf die Gesundheit auswirkt, ist bekannt. Doch was dieses Gemüse oder dessen Sprossen zusammen mit den anderen Kreuzblütlergewächsen besonders wertvoll macht, wissen viele nicht. Nebst einer Vielzahl von Nährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen sticht bei allen Kreuzblütlergewächsen der hohe Gehalt an den sogenannten Senfölglykosiden hervor. Ihr vielfältiger Nutzen für die Gesundheit ist inzwischen in zahlreichen Studien bestätigt worden. Eines dieser Senfölglykoside, das Sulforaphan, ist das bis jetzt am besten untersuchte von allen. Die entgiftende Wirkung des Sulforaphans lässt sich dadurch erklären, dass Sulforaphan und andere Senfölglykoside eines der wichtigsten Entgiftungssysteme des Körpers unterstützen, das Glutathionsystem. Glutathion hat unglaublich viele Funktionen im Körper. Dazu gehört die Entgiftung von schädlichen Stoffen wie Abbauprodukte von Medikamenten und Chemikalien, Giften von Bakterien und Schimmelpilzen. Es schützt das Erbgut vor Strahlenschäden, zudem hält es chronische Entzündungsreaktionen im Zaum. Dieses System ist insgesamt ein wichtiger Teil des Abwehrsystems gegen oxidativen Stress und Schäden, die für die Entwicklung von Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf- Erkrankungen eine Rolle spielen. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler zahlreiche weitere positive Wirkungen von Kreuzblütlern entdeckt. Der regelmässige Verzehr beugt möglicherweise Stoffwechselstörungen und Übergewicht vor, senkt das Risiko für Diabetes Typ 2, verhindert Entzündungen bei chronischen Atemwegserkrankungen, fördert die Heilung von Colitis ulcerosa und zeigt Wirkung gegen bakterielle Krankheitserreger.
Kleine Menge genügt
Um von obengenanntem Gesundheitspotenzial zu profitieren, ist es im Fall von Sulforaphan oder seinen Vorläufern durchaus möglich, genügend grosse Mengen über die Ernährung aufzunehmen, wenn bei der Zubereitung einiges beachtet wird. Wem es nicht beliebt, jeden Tag grössere Mengen Gemüse zu essen, ist mit Sprossen gut unterwegs, da sie problemlos jedem Essen in kleinen Mengen beigefügt werden können. Anstatt drei- bis fünfmal pro Woche Brokkoli oder seine Verwandten zu essen, könnte über den Verzehr einer kleinen regelmässigen Menge Brokkolisprossen derselbe Effekt erzielt werden. Brokkolisprossen enthalten nämlich die zehn- bis 100-fache Menge an Glucoraphanin (einem Vorläufer von Sulforaphan) im Vergleich zu reifen Brokkoli. Besonders hohe Gehalte von Glucosinulaten finden sich auch in Gartenkresse, Kohlrabi, Rosenkohl und Rotkohl. Auch Federkohl, Weisskohl, Meerrettich, Radieschen, Senfgrün, Rucola oder deren Sprossen sind gute Lieferanten.
Die sicherer Alternative bietet sich mit selbst gezogenen Sprossen an.
Richtig zubereiten
Kreuzblütlergemüse oder die Samen davon enthalten noch nicht das eigentliche Sulforaphan, von dessen Gesundheitspotenzial hier die Rede ist. Sie enthalten Vorläufer, die sogenannten Glucosinolate. Diese werden durch ebenfalls im Gemüse oder in Samen vorhandene Enzyme, die Myrosinasen, erst in die für den Körper nützlichen Verbindungen umgebaut. Da Glucosinolate und Myrosinasen in den Pflanzenzellen räumlich getrennt gelagert sind, ist ein Zerkleinern oder gutes Kauen notwendig. Hierdurch werden die Zellwände aufgebrochen und die Reaktionspartner treffen aufeinander, sodass die Umwandlung in Sulforaphan stattfinden kann. Das enthaltene Enzym Myrosinase ist allerdings temperaturempfindlich, sodass es durch zu starkes Erhitzen zerstört würde. Eine der besten Möglichkeiten, das Maximum an Sulforaphan aus Brokkoli herauszuholen, ist, das Gemüse etwas zu zerkleinern und nur drei bis vier Minuten zu dämpfen, sodass es gar, aber noch bissfest ist. Glücklicherweise leben in einem gesunden Darm aber auch Bakterien, die mit ähnlichen Enzymen ausgestattet sind und einen Teil dieser Aktivierung ebenfalls übernehmen können. Wird ein Gemüse zu lange gekocht, kann nicht mehr derselbe Nutzen erzielt werden. Auch lange Lagerzeiten und Transportwege bewirken, dass viele der wertvollen Inhaltsstoffe verloren gehen.
Die sichere Alternative bietet sich mit den selbst gezogenen Sprossen an. Kein Kochen, keine langen Transport- und Lagerzeiten. Eine simple und wenig zeitaufwendige Möglichkeit, um zu einer therapeutisch wirksamen Menge Sulforaphan zu kommen und von den grossen gesundheitlichen Vorteilen zu profitieren. Vorausgesetzt, die Sprossen werden nicht gekocht und gelagert, sondern frisch geschnitten auf das Essen gegeben und gut gekaut.
Egal ob warme oder kalte Gerichte, sie werten jedes Essen auf.