Lean Farming: Überflüssige Arbeiten vermeiden

Mit Lean Farming stehen in erster Linie gut organisierte Arbeitsabläufe und effizient genutzte Ressourcen auf dem Landwirtschaftsbetrieb im Vordergrund. Überflüssige oder doppelt ausgeführte Arbeiten sollen vermieden werden.

So viele Überfahrten wie nötig, so wenig wie möglich. Bild: lzsg.
So viele Überfahrten wie nötig, so wenig wie möglich. Bild: lzsg.

Das Erkennen überflüssiger oder doppelt gemachter Arbeiten ist der letzte der acht Typen von Verschwendung auf die Lean Farming abzielt. Getätigte Arbeiten sollen für einen Betrieb einen Mehrwert bezüglich Qualität, Menge oder Zeit bringen. Bringt die geleistete Arbeit dem Betrieb, den Tieren oder dem Betriebsleiter keinen Mehrwert, muss überlegt werden, ob die Arbeit in dieser Form überhaupt nötig ist oder ob man sie reduzieren kann.

Anzahl Überfahrten minimieren

Für keine andere Arbeit passt der Satz «So wenig wie möglich, so viel wie nötig» besser als für die Futterkonservierung respektive für das Wenden des Futters. Einerseits sollte das Futter so oft wie nötig gekreiselt werden, um es auf den gewünschten Trockensubstanzgehalt zu bringen und um Atmungsverluste zu minimieren. Andererseits sollen so wenig Überfahrten wie möglich gemacht werden. Mehrmaliges Überfahren hat negative Auswirkungen auf die Futterqualität und die Futtermenge. Je mehr man das Gras wendet, desto mehr Bröckelverluste werden generiert. Nährstoffreiche und kostbare Blattmasse geht dabei verloren. Ausserdem wird bei wiederholten Überfahrten Zeit, Diesel und Maschinen verbraucht, die nicht nötig sind. Zu häufiges Kreiseln des Futters bringt schlicht keinen Mehrwert für einen Betrieb, sondern Qualitäts-, Ressourcen- und Zeitverluste.

Wasser im Mass

Ordnung und Sauberkeit sagen viel über einen Betrieb aus. Wo Ordnung herrscht, finden sich Werkzeuge und Hilfsmittel schnell. Dadurch werden Zeit und Nerven gespart und es macht Freude. Aber mit Sauberkeit und Wasser kann auch übertrieben werden. Ein zu hoher Wassereinsatz im Kälberstall kann beispielsweise auch Nachteile bringen. Wenn täglich die Flächen rund um die Kälberboxen mit Wasser gereinigt werden, entsteht viel Feuchtigkeit. Dies hat negative Auswirkungen auf die Kälbergesundheit. Ausserdem werden durch das Herumspritzen auch sämtliche Viren und Bakterien quer durch den ganzen Tierbereich gespritzt. Eine hohe Luftfeuchtigkeit gepaart mit Erregern führt zu mehr Atemwegserkrankungen, die im schlimmsten Fall in Lungenentzündungen enden. Dies hat wiederum Folgen auf einen höheren Medikamenteneinsatz, höhere Tierarztkosten und Mehrarbeit aufgrund kranker Tiere. Um genau diese Effekte zu verhindern, gilt auch bei der Reinigung mit Wasser rund um Kälber: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Doppelte Arbeiten verhindern

Je mehr Personen auf einem Betrieb arbeiten, desto grösser ist die Chance, Arbeiten doppelt zu erledigen. Umso wichtiger ist eine klare Aufteilung der Verantwortlichkeiten, eine gute Kommunikation sowie ein geplanter Ablauf der Arbeiten. Wenn Kühe im Fressgitter eingesperrt und wieder freigelassen werden, bevor man die geplante Arbeit, wie zum Beispiel das Behandeln einzelner Tiere durchführen konnte, muss die Arbeit nochmals gemacht werden. Dies kostet einerseits Zeit, andererseits bedeutet dies auch Stress für Mensch und Tier.

Arbeitsabläufe hinterfragen

Neue Mitarbeiter, Lehrlinge und Aushilfen können helfen, Arbeiten zu erkennen, die keinen Mehrwert für den Betrieb bringen. Meist hat jede ausgeführte Arbeit einen Grund, weshalb man sie macht und wie man sie ausführt. Kann die Frage «Wieso wird das so gemacht?» nicht mit einer Begründung beantwortet werden oder die Antwort lautet «Weil wir es schon immer so gemacht haben», muss hinterfragt werden, ob die Arbeit einen Mehrwert für den Betrieb bringt.

Weitere Artikel zu Lean Farming sind hier zu finden.

 

Was ist Lean Farming?

Lean Farming setzt auf die Minimierung von Verschwendung, um Kosten und Fehlerquellen zu reduzieren und wertschöpfende Tätigkeiten zu erhöhen. In einer achtteiligen Serie wurden die acht Typen der Verschwendung vorgestellt. Die Beiträge sind auch online auf www.stgallerbauer.ch unter dem Stichwort Lean Farming zu finden. Im März finden zwei Kurse mit spannenden Lösungsansätzen zu mehr Arbeitseffizienz auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit der Gründerin von Lean Farming, Susanne Pejstrup aus Dänemark, statt. Der Kurs wird wahlweise am Donnerstag, 14. März oder Freitag, 15. März 2024, am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Flawil durchgeführt. Anmeldungen können per Mail lzsg.flawil@sg.ch oder unter der Nummer 058 228 24 70 erfolgen. pd.

 

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