Neue Herausforderungen auf dem Feld

Kürzlich fand beim Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Salez eine Flurbegehung statt. Rund 120 Interessierte nahmen teil. Im Fokus standen die veränderten Bedingungen im Acker- und Futterbau.

Tobias Huber von Agroscope erklärte, wie Maissorten geprüft werden.

Tobias Huber von Agroscope erklärte, wie Maissorten geprüft werden. 

Neue Sorten, nachhaltige Anbausysteme und schonende Bearbeitung sollen dabei helfen, dass sich die Landwirtschaft an die sich verändernden klimatischen Bedingungen mit häufiger auftretenden Wetterextremen anpassen kann. Passend zu diesem Thema der Flurbegehung zeigte sich das Wetter, denn es zog eine heftige Gewitterzelle über Salez. Die Veranstalter disponierten spontan um und verschoben die Posten unter Dach. Nach der Begrüssung durch Daniela Büchel und Simon Strahm teilten sich die Teilnehmenden in Gruppen auf.

Prüfung durchlaufen

Seit diesem Jahr verfügt das Landwirtschaftliche Zentrum St. Gallen (LZSG) Salez über acht Hektaren zusätzliche Flächen auf Saxerrieter Boden. «Das gibt uns die Möglichkeit, grossflächigere Versuche zu machen», erklärte Daniela Büchel. Man beteilige sich neu an der Maissortenprüfung von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung. Tobias Huber ist dort Mitarbeiter. Er zeigte den Weg einer neuen Züchtung auf die Sortenliste auf. Dank dieser müssen Landwirte nicht aus über 200 Sorten, sondern nur aus den besten 50 davon auswählen.

Wenn Züchter eine neue Sorte anmelden, muss diese zwei Prüfjahre durchlaufen. In dieser Zeit wird die Sorte an mindestens vier Standorten getestet. Das Netz der Versuchsstandorte reicht von der Ostschweiz bis an den Genfersee. «Die Idee ist, dass die Maispflanze unterschiedliche Herausforderungen bewältigen können muss», erklärte Huber.

Es werden Werte erhoben wie zum Beispiel der Blühzeitpunkt, ob die Bestäubung gut funktioniert, ob Krankheiten oder andere Schwachstellen auftreten. «Bei euch im Rheintal ist für uns der Wind besonders interessant. Wir sehen hier Schäden, die wir an anderen Standorten nicht sehen», so Huber. Als Beispiel nannte er das Knicken der Pflanzen. Damit eine Sorte die Prüfung besteht und auf die Sortenliste kommt, muss sie besser sein als bestehende Sorten. «Gleich gut reicht nicht.»

Wie eine Umfrage bei den Zuhörenden zeigte, befassen sich jedoch nur wenige Landwirte selber mit dieser Sortenliste. Viele setzen auf Vorschläge von Vertretern oder Lohnunternehmern. Tobias Huber fragte in die Runde, was rund um den Maisanbau am meisten Sorgen bereite. Genannt wurden beispielsweise das Mesurolverbot (Mittel gegen Krähenfrass) und die in manchen Regionen angeordneten jährlichen Wechsel der Anbaustandorte aufgrund des Maiswurzelbohrers.

Nischenkultur Braugerste

Michael Hammerschmidt von der Rhytop GmbH berichtete von Braugerstesortenversuchen, die seit 2020 laufen. Derzeit werden auf jeweils sechs Meter breiten Streifen fünf verschiedene Sorten getestet. «Wichtig ist bei Braugerste ein tiefer Proteingehalt», sagte Hammerschmidt. Kriterien sind auch, ob die Körner gleich gross sind, das sei beim Mälzen wichtig, und dass sie gleich schnell keimen. Das Ziel der Versuche ist die Etablierung einer standortangepassten Braugerste im Rheintal. Derzeit komme in dieser Region der Grossteil der Braugerste noch aus Deutschland, so Hammerschmidt weiter.

Getreide in weiter Reihe ist ein Biodiversitätsförderelement.
Getreide in weiter Reihe ist ein Biodiversitätsförderelement.

BFF auf Ackerflächen

Ab 2024 müssen Betriebe mit mehr als drei Hektaren offener Ackerfläche in der Tal- und Hügelzone auf mindestens 3,5 Prozent ihrer Ackerfläche in diesen Zonen Biodiversitätsförderflächen (BFF) anlegen. «Es ist wichtig, sich jetzt darüber Gedanken zu machen, wie ihr das nächstes Jahr umsetzt», betonte Mathias Heeb vom LZSG zu Beginn seines Inputs zu diesem Thema. Sich dies erst im Herbst zu überlegen, wenn gewisse Kulturen schon gesät werden sollten, sei zu spät. Er stellte Ackerschonstreifen, Buntbrache, Rotationsbrache, Saum auf Ackerflächen und Nützlingsstreifen vor. «Das sind alles nicht düngbare Elemente», fasste der Fachmann zusammen.

Ein Element, das auf düngbarer Fläche angelegt werden kann, ist das «Getreide in weiter Reihe». Dabei werden beim Säen zwischen den Reihen mindestens 30 Zentimeter frei gelassen. Das Ziel ist die Förderung der Feldlerche, des Feldhasen sowie der Ackerbegleitflora.

Von der Terrasse bot sich freie Sicht auf einen Acker mit Getreide in weiter Reihe. «Was man hier sieht, ist ein Versuch von Forum Ackerbau, der schweizweit im zweiten Jahr läuft. Das Ziel ist, Ertragsunterschiede zwischen Normalsaat und Saat in weiter Reihe auszuwerten», erklärte Heeb. Letztjährige Versuche zeigten: Im Schnitt gab es nur zehn Prozent weniger Ertrag als bei Normalsaat, trotz 40 Prozent weniger Saatgut. «Das Getreide kompensiert extrem.»

Eine Einstellungssache

In der Maschinenhalle sprach Matthias Kern über schonende Mähtechnik anhand eines Doppelmessermähwerks. «Ein Vorteil ist sicher, dass man deutlich leichter unterwegs ist», sagte Kern. Das vorgestellte Mähwerk wiege ungefähr 900 Kilo, eine Mähkombination mit Scheibenmähwerk gut zwei Tonnen. Um im Futterbau weiterer Bodenverdichtung entgegenzuwirken, sei es nötig, leichtere Maschinen einzusetzen.

Ein anderer positiver Punkt sei der saubere Schnitt, dank dem das Futter schneller wieder aufwächst. Kern hob auch die geringere Antriebsleistung hervor. «Beim Doppelmessermähwerk sind wir bei etwa zwei PS pro Meter, bei einem Rotationsmähwerk etwa sechsmal höher.» Weil das Futter beim Mähen an Ort und Stelle abgelegt wird und kein sofortiges Kreiseln notwendig ist, überleben mehr Insekten. Das sei insbesondere im Dialog mit der Bevölkerung ein wichtiger Punkt. Natürlich gebe es auch Nachteile. So müssen die Messer regelmässig geschliffen und die Wartung dürfe nicht unterschätzt werden, ergänzte Guido Kläger von der Sepp Knüsel AG.

«Wenn jemand nur auf die Leistung schaut, dann ist dieses Mähwerk eher nicht das richtige. Dieses Mähwerk ist eine Einstellungssache», so Kläger. Man müsse sich mit der Materie auseinandersetzen, technisch ein wenig das Flair dazu haben und Fettpresse sollte kein Fremdwort sein.

Weil sich das Wetter inzwischen beruhigt hatte, konnte gegen Schluss der eigentlichen Flurbegehung doch noch eine Demonstration stattfinden und das Doppelmessermähwerk Seco Duplex 850F im Einsatz gezeigt werden. Im Anschluss offerierte die Laveba/Landi Bratwürste vom Grill und Getränke.

Grosses Interesse für das Doppelmessermähwerk im Einsatz.
Grosses Interesse für das Doppelmessermähwerk im Einsatz.

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