Das Bauen zieht wieder an
Die Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaft (LKG) und die Landwirtschaftliche Bürgschaftsgenossenschaft (LBG) des Kantons St. Gallen luden zur Versammlung ein. Regierungsrat Beat Tinner führte zusammen mit Bruno Inauen, Leiter des Landwirtschaftsamts, durch den Nachmittag.
Regierungsrat Beat Tinner, Präsident der Genossenschaften, begrüsste die Versammlungsteilnehmenden im Seehof in Schmerikon und sprach von turbulenten Zeiten, welche die Landwirtschaft – insbesondere auf der politischen Bühne – in jüngster Vergangenheit erlebt hatte. Aktuell ist die Landwirtschaftliche Kreditgegenossenschaft (LKG) mit dem Ausfluss der parlamentarischen Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» beschäftigt. Mit einem Anreizsystem sollen unter anderem die Möglichkeiten zur Ammoniakreduktion verstärkt gefördert werden. Beat Tinner betonte, dass der Bund erstmals auch im Tal solche Massnahmen mit Beiträgen fördere. Weiter merkte der Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements an: «Der bunte Strauss an Möglichkeiten macht die Aufgabe für die LKG-Projektleitenden und die Expertinnen und Experten nicht einfacher.» Auch Bruno Inauen ging auf den grossen Aufwand ein, den die Umsetzung «einer ganzen Zeilete» neuer Massnahmen bringt. Er nannte als Beispiele die neuen Finanzhilfen für die Pflanzung von robusten Rebsorten oder für den Rückbau von Ökonomiegebäuden.
Keine Kreditausfälle im 2022
Der Vorstand der LKG/LGB behandelte im letzten Jahr 96 Kredit- und Beitragsgesuche sowie 19 Bürgschaftsfälle. Dies bedeutet eine leichte Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Die bewilligten Investitionskredite und Betriebsdarlehen betrugen rund 21 Millionen Franken. Beat Tinner durfte erfreut festhalten: «Die Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber der LKG wurden von allen Gesuchstellenden eingehalten. Ebenso hatten wir im vergangenen Jahr keine Kreditausfälle zu beklagen.» Das grösste Kreditvolumen machen dabei die Ökonomiegebäude aus (9 722 000 Franken). Die in diesem Bereich bewilligten 41 Kredite wurden im 2022 anzahlmässig lediglich von den «Starthilfen» übertroffen; und zwar mit 46 Krediten und einem Volumen von knapp 7,5 Millionen Franken (siehe Kasten).
Die Versammlung der Landwirtschaftlichen Bürgschaftsgenossenschaft (LBG) schloss nahtlos an jene der LKG an. Wiederum stellte Rechnungsführerin Claudia Brunner die finanzielle Seite vor. Die Bürgschaftsnachfrage war im Berichtsjahr mit 19 Gesuchen höher als im Vorjahr (17), die verbürgte Darlehenssumme betrug Franken 3 156 175 (Vorjahr 2 093 517 Franken). Sowohl bei der LKG als auch bei der LBG wurden alle Traktanden einstimmig genehmigt und dem Vorstand wurde Entlastung erteilt. Die Revisionsstelle für 2023 bis 2025 hat wie bis anhin die Finanzkontrolle des Kantons St. Gallen inne.
Der bunte Strauss an Möglichkeiten macht die Aufgabe (…) nicht einfacher.
Wie dem Jahresbericht und den Ausführungen von Regierungsrat Tinner zu entnehmen war, haben sich die Verantwortlichen intensiv mit der Strategieentwicklung der LKG und LBG auseinandergesetzt. Weiterhin soll die bewährte Form der Genossenschaft bestehen bleiben. Vision der Organisationen ist und bleibt es, die Bedingungen für St.Galler Bauernfamilien sowie die Betriebs- und Produktionsgrundlagen der St.Galler Land- und Ernährungswirtschaft, vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen, raumplanerischen, ökologischen und sozialen Ziele nachhaltig zu verbessern.
Linthebene-Melioration
Stephan Hauser, Geschäftsführer der Linthebene-Melioration, nahm die Anwesenden mit auf eine Zeitreise und gab Einblicke ins Wirken und in die vielfältigen Aufgaben der Organisation. Eng verknüpft war und ist die Linthebene-Melioration mit dem Linthwerk; schuf doch der Bau des Linthkanals erst die eigentliche Grundlage, die Böden des Linthgebiets für die Menschen nutzbar zu machen. Doch auch nach Beendigung des Kanals, so Hauser, blieben die Entwässerungsverhältnisse unbefriedigend und man suchte – insbesondere aufgrund der Nahrungsknappheit nach dem 1. Weltkrieg – nach Verbesserungsmöglichkeiten. Erst das Postulat von Nationalrat Erhard Ruoss brachte den Stein endgültig ins Rollen, und das Projekt mündete schliesslich im Bundesgesetz vom 3. Februar 1939 über die Melioration der Linthebene. Heute liegt die Linthebene-Melioration im Konkordat der Kantone Schwyz und St. Gallen und wirkt in neun Gemeinden beidseits der Linth mit dem Ziel der Entwässerung der landwirtschaftlich genutzten Böden. Dabei sind 2300 Hektaren Drainageanlagen, unzählige Kanäle auf einer Gesamtlänge von 130 Kilometer, 140 Kilometer Strassen und Wege sowie 72 Brücken zu unterhalten. Stephan Hauser machte deutlich, dass gerade in einer Zeit der sich wandelnden Rahmenbedingungen (Klima/Niederschläge, Anlagen sind «nicht für die Ewigkeit gebaut», Begriff «Nachhaltigkeit» verändert sich) die Arbeit der Linthebene-Melioration grosse Herausforderungen zu meistern hat und immer wieder Wege suchen muss, ihre wichtigen Aufgaben für alle Anspruchsgruppen zu erfüllen.