Jährliche Änderungen verunsichern

Die Mitgliederversammlung der Bäuerlichen Vereinigung St.Gallen-Gossau war geprägt von Fragen, Anregungen und Unsicherheit. Hauptauslöser dafür waren die Informationen von Peter Schweizer über die Veränderungen beim Direktzahlungssystem.

Einen ersten Hinweis, dass es vielen Landwirten langsam mit Vorschriften, Anforderungen und Preisdruck reicht, gab Präsident Christoph Zürcher in seinem Jahresbericht. Mit einer erfundenen, fast paradiesisch anmutenden Geschichte, die letztlich nur ein Traum war, hielt er schliesslich konkret fest: «Die grösste Herausforderung in unserem Beruf ist nicht mehr das Technische oder das Wetter, sondern allen Ansprüchen gerecht zu werden und am Schluss nicht auszubrennen.» Den Durchblick zu behalten sei auch nicht einfach, stellte er später fest, nachdem Peter Schweizer, Geschäftsführer der Fachstelle für Landwirtschaft, Umwelt und Natur (Falun) in groben Zügen über die Neuerungen des Direktzahlungssystems orientiert hatte. Aus der Versammlungsmitte wurde sogar die Befürchtung geäussert, sanktioniert zu werden, weil das System Direktzahlungen, In-situ-Beitrag, Einzelkulturbeiträge und Getreidezulage für Ganzjahresbetriebe zu komplex sei.

Erich Eberle (links) kandidiert für den Vorstand des SGBV. Das freut den Präsidenten Christoph Zürcher.

Vertretbares anmelden

Um etwas Druck herauszunehmen, gab Peter Schweizer ein paar Ratschläge mit auf den Weg: «Denkt nicht in erster Linie an die Zahlungsmaximierung, passt die Projektbeteiligungen den persönlichen und betrieblichen Gegebenheiten an. Meldet nur das an, was ihr persönlich vertreten könnt, wählt die Qualität vor der Quantität, denn QII wird in allen Bereichen anständig entschädigt.» Er gab zu, dass das ganze Paket komplex sei, aber es sei nicht alles für jeden Betrieb wichtig. «Reduziert zuerst die Komplexität und beobachtet Unsicheres zuerst ein Jahr lang.» Bei den Direktzahlungen gibt es eine Umverteilung. Das Gesamtbudget bleibt gleich, doch die Verteilung der Beiträge wird geändert. Der Basisbeitrag wird gesenkt, der Produktionserschwernisbeitrag wird erhöht und die Obergrenze von 70 000 Franken pro Standardarbeitskraft (SAK) wird aufgehoben, um nur einige Änderungen zu nennen. Wie Peter Schweizer zusammenfasste, verschieben sich Ressourceneffizienzbeiträge hin zu Produktionssystembeiträgen und es fliessen mehr Finanzmittel in freiwillige Projekte. Verschiedene Anliegen und Vorschläge nahmen sowohl der anwesende Präsident des St. Galler Bauernverbands, Peter Nüesch, mit, als auch Bruno Inauen, Leiter Abteilung Strukturverbesserung und BGBB beim Landwirtschaftsamt des Kantons St. Gallen.

Vorstandsmitglied SGBV

Eines der Ziele der Mitgliederversammlung der Bäuerlichen Vereinigungen ist die Sammlung von Anliegen und Erfahrungen aus der Basis. Die nächste höhere Instanz, der kantonale Bauernverband, nimmt Anregungen und Ideen entgegen, formuliert sie und reicht sie weiter auf die nationale Ebene. Ein Vorstandsmitglied der Vereinigung St. Gallen-Gossau dürfte Ende März in den Vorstand der nächsten Ebene, in den St. Galler Bauernverband (SGBV), gewählt werden. Aktuar Erich Eberle aus Wittenbach, ist überzeugt, mit Einsatz etwas bewegen zu können. Er würde auf Fredi Mosberger folgen, der als Vizepräsident frühzeitig zurücktritt, damit es keine Doppelvakanz gibt, wenn Peter Nüesch 2025 als Präsident wegen der Amtszeitbeschränkung zurücktritt.

An der Versammlung werden jeweils jene Mitglieder geehrt, die eine Weiterbildung absolviert haben. Von den zwölf Absolventinnen und Absolventen waren allerdings nur Katja Lehmann, Bäuerin mit FA, und Marco Helfenberger, Agrotechniker HF, anwesend. «Es ist erfreulich, wenn junge Menschen Weiterbildungen absolvieren, damit der Bestand an Landwirten erhalten bleibt», lobte Christoph Zürcher.

Zwei der zwölf Absolventen einer Weiterbildung: Marco Helfenberger und Katja Lehmann mit Christoph Zürcher (von links).

Politisch engagieren

Peter Nüesch berichtete von Aktualitäten aus dem SGBV, darunter auch über die Anpassungen beim Schleppschlauchobligatorium, das definitiv auf den 1. Januar 2024 in Kraft tritt. Die Informationen dazu sollten in diesen Tagen eintreffen. Die Ausnahmengesuche gaben zu reden. Deshalb riet der Präsident des SGBV, alles durchzulesen und miteinander zu reden. Er nannte ausserdem die Schwerpunkte des SGBV für das laufende Jahr: die Zusammenarbeit mit Ostschweizer Bauernverbänden stärken, die Schule auf dem Bauernhof fördern und das politische Engagement der Bäuerinnen und Bauern. Auch bei der Öffentlichkeitsarbeit hat der SGBV einige Schwerpunkte gesetzt. So soll es etwa eine neue Anti-Littering-Kampagne «Abfall tötet Tiere» geben. Und natürlich werden die nationalen Wahlen ein wichtiger Punkt sein.

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