Kulturland soll nicht versumpfen
Im Kanton Zürich sollen 1300 Hektaren Fläche als Riet ausgeschieden werden. Im Rahmen einer Medienkonferenz in Benken zeigte die SVP Bezirk Andelfingen die Ausmasse von der geplanten Ausscheidung von prioritären Potenzialflächen für Feuchtgebiete auf. Zugleich läuft eine Petition, die das Versumpfen von Kulturland verhindern will.
Im April 2021 ging der grüne Zürcher Regierungsrat und Baudirektor Martin Neukom in die Offensive und präsentierte die sogenannte «Potenzialkarte für die Umsetzung von Massnahmen für ökologische Aufwertung und ökologische Ersatzflächen». Damit beabsichtigte er Flächen, die bereits im Naturschutzgesamtkonzept 1995 erwähnt waren, für Biodiversitätshotspots zu sichern. Entsprechend hat er einstige entwässerte Moore und Feuchtgebiete eruiert, die das grösste Regenerationspotential aufweisen. Diese Fläche von rund 1300 Hektaren oder 1,8 Prozent der Zürcher Landwirtschaftsfläche soll mittelfristig zu artenreichen Mooren überführt werden, um damit Moorergänzungsflächen zu schaffen.
Ein beachtlicher Teil dieser als prioritäre Potenzialflächen für Feuchtgebiete eingetragenen Flächen befinden sich im Zürcher Weinland und erstrecken sich über bestens ebenes Ackerland. «Im vergangenen Sommer zeigten sich die Vorzüge dieser Flächen, indem die Kulturen trotz Trockenheit auch ohne Bewässerung bestens gewachsen sind», sagte der Benkener Junglandwirt Reto Studer an einer Medienorientierung vor Ort. Er gehört zugleich der IG Pro Kulturland an, die unter der Leitung von Elmar Hüppi (Herschmettlen) den bäuerlichen Widerstand kantonsweit koordiniert und anführt. Mit Trassierband hatten im Vorfeld der Medienkonferenz die betroffenen Bauern den geplanten Perimeter im Benkener Riet signalisiert, um das enorme Ausmass aufzuzeigen.
Politischer Widerstand
Nun formiert sich auch die regionale Politik für den Widerstand, indem die SVP Bezirk Andelfingen einerseits eine Petition lanciert hat, die bereits von über 4000 Personen unterschrieben wurde. Sie will damit auf den Zürcher Regierungsrat Druck aufsetzen, um diesen enormen Kulturlandverlust zu stoppen und die wertvollen Ackerflächen mit Blick auf die Versorgungssicherheit zu erhalten. In der Zwischenzeit ist analog zum Weinland auch eine gleiche Petition im Bezirk Hinwil gestartet worden. Anderseits sind auch die Zürcher Kantonsräte Paul Mayer (SVP, Marthalen), Daniel Wäfler (SVP, Gossau) und Erich Vontobel (EDU, Bubikon) aktiv geworden und haben eine parlamentarische Initiative eingereicht, um mit dem langfristigen Erhalt von Drainagen die wichtige Versorgungsgrundlage zu erhalten. Konkret soll das Planungs-und Baugesetz mit dem Wortlaut: «Systemisch entwässerte landwirtschaftliche Nutzflächen sind in ihrer Fähigkeit zur Nahrungsmittelproduktion zu erhalten und der langfristige Werterhalt der Drainagesysteme ist zwingend», ergänzt werden.
Druck massiv verstärken
Der SVP Kantonsrat Paul Mayer machte am Mittwochvormittag vor Ort am Rand des geplanten Perimeters deutlich, dass hier jetzt die Politik Druck aufsetzen muss, um dieses Projekt zu stoppen. «Für eine sichere Zukunft in Freiheit brauchen wir auch eine Ernährungssicherheit. Dazu brauchen wir aber funktionierendes Ackerland», führte Mayer aus. Mit Blick auf die globale Ernährungssituation zeigte er sich überzeugt, dass auch die Schweiz ihren Beitrag dazu leisten muss, indem man die Selbstversorgung steigert. Entsprechend zeigte er sich über das Handeln des Kantons und des grünen Baudirektors enttäuscht. Insbesondere ärgert es ihn, dass Potentialflächen für Feuchtgebiete ohne die Landbesitzer zu informieren wieder vernässen will. Er sprach gar von einer kalten Enteignung. Deshalb ist es für ihn wichtig, dass weiterhin die notwendigen Drainagen unterhalten und damit das wertvolle Kulturland erhalten werden kann. Auch SVP-Kantonsratskandidatin Andrina Trachsel aus Feuerthalen zeigte für die Absichten der kantonalen Baudirektion kein Verständnis. Sie unterstrich dabei die Bedeutung der fruchtbaren Ackerflächen, die wesentlich auch zur Ernährungssicherheit der Bevölkerung beiträgt. SVP-Kantonsrat Stefan Stutz aus Trüllikon warnte davor, dass man hier auf Kosten von ärmeren Ländern versucht, mit solchen zu Naturschutzflächen umgenutzten Kulturlandflächen eine heile Welt zu schaffen, zugleich man aber zur Kompensation einfach mehr importiert. Der Benkener Gemeinderat Peter Studer verwies zudem darauf, dass es in Benken zahlreiche Landbesitzer und Bewirtschafter mit direkten Auswirkungen auf ihre Betriebe trifft. Elmar Hüppi machte seinem Ärger Luft, indem er das Vorgehen der zuständigen Ämter und Behörden scharf kritisierte. Weder die Grundeigentümer noch die Bewirtschafter waren im Vorfeld über die Absichten der Baudirektion informiert worden. Er sprach dabei von einem grossen Vertrauensverlust. «Bereits der Eintrag im GIS führt zu einer Entwertung des betroffenen Kulturlandes», so Hüppis deutliche Aussage.