Ein Roboter wird nicht müde

Im Rahmen einer Demo-Tour zeigte die Sevra Suisse AG am Montag, 21. August, beim Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez einen autonomen Feldroboter live bei der Arbeit.

Dieser autonome Feldroboter von AgXeed wurde in Salez vorgeführt.

Dieser autonome Feldroboter von AgXeed wurde in Salez vorgeführt.

Die Sevra Suisse AG ist ein auf Digitalisierungslösungen in der Landwirtschaft spezialisiertes Unternehmen mit Sitz im bernischen Oberbipp, das unter anderem Feldroboter der niederländischen Firma AgXeed vertreibt. Mit einer Demo-Tour wurde ein solcher Roboter nun an acht Standorten in der Schweiz dem interessierten Publikum gezeigt. «Man hat vielleicht schon davon gehört oder den Roboter in einem Prospekt gesehen, aber wir wollen den Leuten möglichst praxisnah zeigen, dass er nicht nur unter Laborbedingungen funktioniert», erklärte Joel Mosimann, Technischer Verkaufsberater bei der Sevra Suisse AG, den Zweck dieser Tour.

In Salez wurde der AgBot 5.115 T2 mit Raupenlaufwerken und 4,1-Liter-Dieselmotor vorgestellt. Er hat ein Leergewicht von 7,8 Tonnen und kostet 300 000 Franken aufwärts. Es gibt aus derselben Serie noch zwei schwächer motorisierte Modelle mit Rädern statt Raupen.

Geringerer Bodendruck

Ein Vorteil des Roboters ist gemäss Mosimann, dass man nicht ständig dabei sein muss, wenn die Maschine arbeitet. Man kann ihn auf ein Feld bringen, ihm einen Auftrag erteilen, den er dann ohne Aufsicht erledigt. Zudem stehe der Roboter bei Verbrauch und Unterhalt besser da als ein Traktor. Malte Höner, Head of Sales NL/DACH/CEE bei AgXeed, fügte an: «Der Bodendruck ist wesentlich geringer als bei einem Standardschlepper. Man hat somit weniger Bodenverdichtung und kann bei nassem Boden die Periode, in der man auf dem Feld arbeiten kann, erweitern.» Zudem habe man ein wiederholbares konsistentes Arbeitsergebnis, egal, wie lange der Roboter gearbeitet hat. Im Gegensatz zu einem Menschen, wird er nicht müde.

Natürlich gibt es auch Nachteile. Muss der Roboter von einem Feld zum nächsten gebracht werden, kann man sich nicht einfach in die Kabine setzen und dorthin fahren. Er muss aufgeladen und transportiert werden, denn eine Strassenzulassung hat er nicht. Das setze für einen sinnvollen Einsatz auch eine gewisse Betriebsstruktur voraus, damit die Maschine nicht ständig transportiert werden müsse. Gemäss Höner kann der Roboter auch in hügeligem Gelände betrieben werden.

Es tut sich momentan viel in der Robotikwelt in der Landwirtschaft.

Vorbereitung mit GPS

Bevor der Roboter selbstständig seine Arbeit verrichten kann, muss der Landwirt das zu bearbeitende Feld einmessen. Anhand von GPS-Daten wird eine virtuelle Grenze gezogen. Nur so darf der Roboter ohne Aufsicht autonom arbeiten. Hindernisse können ebenfalls eingetragen werden. Zudem muss vor Inbetriebnahme das Anbaugerät ausgemessen werden. «Die benutzten Geräte werden in einer ‚Virtuellen Scheune‘ gespeichert. Bei einem erneuten Einsatz kann man die Daten dort abrufen», erklärte Joel Mosimann. Auch die GPS-Daten der Felder werden gespeichert.

Mit farbigen Linien zeigt die Software an, wo die Maschine fährt und wendet. Zudem kann man sich den Tanklevel anzeigen lassen, die Geschwindigkeit, oder man kann auf die Front- und Heckkameras zugreifen, die auf dem Roboter angebracht sind. Eine praxisorientierte Version dieser Software gibt es als App fürs Smartphone.

Mit einer Fernbedienung kann der Roboter manuell bedient werden, um ihn beispielsweise zum Startpunkt zu bringen oder auf den Anhänger zu fahren. «Die Bedienung ist simpel aufgebaut, damit kommt man schnell zurecht. Es ist ähnlich wie ein grosses, ferngesteuertes Auto», so Malte Höner.

Der Feldroboter ist ein Diesel-Hybrid. Ein 4-Zylinder-Deutz-Dieselmotor treibt einen Generator an. Die produzierte Leistung geht in elektrischer Form auf den Endantrieb. «Der Verbrauch liegt zwischen 15 und 20 Litern pro Stunde», wusste Joel Mosimann. Mit dem 350-Liter-Tank kann der Roboter somit 10 bis 20 Stunden arbeiten.

Auf die Frage, warum der Roboter nicht mit Strom betrieben wird, sagt Mosimann: «Elektrisch bekommt man das derzeit in dieser Leistungsklasse noch nicht hin.» Sollte dies künftig möglich sein, könnte der Motor ersetzt werden. Es sei alles entsprechend vorgerüstet.

Joel Mosimann von der Sevra Suisse AG stellte in Salez den Roboter vor.
Joel Mosimann von der Sevra Suisse AG stellte in Salez den Roboter vor.

Dreipunktgeräte verwenden

Grundsätzlich können sämtliche Geräte mit Dreipunktaufnahme in Kombination mit dem Roboter verwendet werden. Mosimann erklärte: «Zurzeit sehen wir den Roboter insbesondere für Arbeiten in der Bodenbearbeitung vor. Er kann aber auch mähen, mulchen oder säen.» Ideal sei er für einfache, zeitintensive Arbeiten.

«Es tut sich momentan viel in der Robotikwelt in der Landwirtschaft», so Malte Höner. «Aber das Konzept, mit Standardanbaugeräten in einer höheren Leistungsklasse zu arbeiten, ist relativ einzigartig.» Es gebe etliche kleinere Roboter, die spezifisch für eine Anwendung entwickelt wurden. Mosimann fügt an: «Dreipunktgeräte und ein Dieseltank sind das, was jeder Bauer auf dem Hof hat.» Diese Kompatibilität sei etwas vom Wichtigsten.

Mitte des letzten Jahres hat AgXeed im Ausland die ersten Maschinen ausgeliefert. «In der Schweiz sind noch keine Maschinen verkauft worden», sagte Mosimann. «Mehrere Angebote laufen aber.»

Raupen haben Vor- und Nachteile

Im Rahmen des Demo-Tages haben Mitarbeitende des LZSG Salez Kurzvorträge zum Thema «Rad vs. Raupe – Zugkraft und Bodendruck im Vergleich» gehalten. «Wenn wir uns mit dem Thema Bodendruck befassen, ist es wichtig, dass wir unseren Boden kennen», sagte Mathias Heeb von der Fachstelle Pflanzenbau/Umwelt. In einem ausgebaggerten Loch auf dem Acker erklärte er anhand des Bodenprofils die Zusammensetzung unterschiedlicher Schichten und ging darauf ein, welche verdichtungsanfälliger sind. Eine im Simulationsmodell Terranimo erzeugte und im Baggerloch aufgehängte Druckzwiebel zeigte deutlich, bis in welche Schichten hinunter der Einsatz von schweren Fahrzeugen Auswirkungen hat. Gemäss Heeb ein wichtiger Aspekt: «Den Druck im Oberboden sehen wir, wenn es einen Abdruck gibt beim Befahren. Wie sich der Druck aber in der Tiefe auswirkt, das sehen wir nicht.»

Ueli Lehmann von der Fachstelle Landtechnik verglich Raupen und Räder im Zusammenhang mit der Zugkraft. Sein Fazit: «Wenn wir Raupen kaufen statt ein Radfahrwerk, können wir den Schlupf mit derselben Zugkraft halbieren.» Bei Schlupf braucht die Maschine mehr Diesel und Pflanzen können schlecht durch die sogenannte Schlupfschicht wachsen. Dies zeigte Lehmann mit Bildern von frisch angesäten Kulturen, wo die Pflanzen in den Fahrspuren der Grundbodenbearbeitung deutlich schlechter wachsen.

LZSG-Lehrer und -Berater Johannes Brunner betonte, dass das Gewicht der Maschinen stetig zugenommen hat und damit auch die Belastung für den Boden. «Wir haben inzwischen eine Tiefenwirkung, über die wir uns Gedanken machen müssen.» Wenn es um die Frage gehe, ob Raupe oder Pneu, sollte man sich überlegen, für welche Arbeit man die Maschine braucht. «Die Raupe ist sicher überlegen, wenn es um die Zugkraft geht. Negative Auswirkungen haben Raupen beim Systemgewicht. Wenn wir den Unterboden schonen wollen, sollte das Systemgewicht deutlich mehr Beachtung finden», erklärte Brunner abschliessend. ch.

 

 

Eine App zeigt an, wie der Roboter fährt.
Eine App zeigt an, wie der Roboter fährt.

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