Besserung auf natürlichem Weg

Die Bauerntochter aus Mühlrüti ist seit jeher eine Tierfreundin. Jetzt hat sie beruflich den Weg eingeschlagen, mit Osteopathie Tieren zu helfen. Dabei stehen Pferde und deren Energiehaushalt im Vordergrund.

Andrea Dörig stellt fest, dass bei diesem problematischen Bein eine Osteopathie die tierärztliche Hilfe ersetzt. Bild: zVg.
Andrea Dörig stellt fest, dass bei diesem problematischen Bein eine Osteopathie die tierärztliche Hilfe ersetzt. Bild: zVg.

Andrea Dörigs Telefon klingelt. Frau Meier ruft an und schildert der Tierenergetikerin ihr Problem. Bei ihrem Pferd sei seit einiger Zeit eine Taktunreinheit, ein ungleichmässiger Gang, vorhanden. «Ich freue mich darüber, dass jemand seinem Tier auf natürlichem Weg Besserung vermitteln will», sagt Andrea Dörig und stellt der Pferdehalterin Fragen. War das Pferd einst gestürzt? Ist eine Schwellung sichtbar? Befindet sich das Tier in einer Herde und könnte einen Schlag eines anderen Pferds abbekommen haben? Lahmt das Tier gut ersichtlich? «So kann ich mir schon mal ein erstes Bild über das Problem machen. Jetzt orientiere ich die Frau über mein Behandlungsvorgehen und wir organisieren einen Besuchstermin.»

Eine Beziehung aufbauen

Beim Besuch des kranken Pferds achtet Andrea Dörig schon bei der Anfahrt zum Wohnort des Pferds auf Kleinigkeiten. Welchen Eindruck hinterlässt die Koppel? Lebt das Tier in einer grossen Herde? Wie ist der hygienische Zustand der Einstreu im Stall? Kleinigkeiten, die bei der Suche nach dem Problem hilfreich sein könnten. Zusammen mit Frau Meier wird das Pferd jetzt aus der Herde geholt. Es wird beobachtet, wie sich die anderen Herdentiere dabei verhalten und wie der Gang der Patientin aussieht. Möglichst ruhig wird es an einen ebenen Platz geführt, wo es ohne Anbindung bereitsteht; bereit für eine erste Beobachtung durch Andrea Dörig. «Jetzt geht es darum, das Vertrauen des Tiers zu gewinnen. Das Pferd soll sich bei mir wohlfühlen. Nur so kann ich mit der Grobanamnese, der ersten Untersuchung, beginnen.» Das Tier soll ungebunden stehen, damit es jederzeit seinen Kopf in jede Richtung schütteln kann.

Das Pferd soll sich wohlfühlen, nur so kann ich mit der Untersuchung beginnen.

Ganzen Körper untersuchen

Zuerst tastet Andrea Dörig nun das betroffene linke Vorderbein des Pferds ab. Wenn hier kein Abszess ersichtlich oder kein Bruch spürbar ist, wie es bei diesem Pferd der Fall ist, wird mit der Muskelmassage begonnen. In der Reihenfolge Kopf, Hals, Schulter, Rücken, Becken, Hinterteil und Schweifwirbel sucht Andrea Dörig nun nach möglichen Verspannungen. Es sind gleich mehrere zu verzeichnen. Das Becken ist uneben und die Schulter ist arg gespannt «Das ist meistens so. Eine Spannung zieht die andere nach sich.» Jetzt müsse der Auslöser des Problems erörtert werden. Andrea Dörig beginnt nun mit dem Richten des Beckens und schliesst eine gröbere Muskelmassage an. Es könne gerne zehn Minuten dauern, bis sich dort alle Muskeln wieder entspannten. Es komme aber auch vor, dass sich das Becken nach wenigen Minuten schon wieder gleichmässig präsentiere. «Ein Pferd kann manchmal absolut locker dastehen, auch wenn es sich vor der Behandlung noch widerwillig gezeigt hat», erklärt die Osteopathin die ungleichen Behandlungszeiträume. Bevor Andrea Dörig zur Lockerung der sichtlich verspannten Schulter startet, dehnt sie die Wirbelmuskulatur des Pferdes. Ist dann die Schulterspannung ebenfalls gelöst, ist die Behandlung meistens beendet. Diese soll grundsätzlich nicht länger als 90 Minuten dauern. Es könne aber schon auch vereinzelt vorkommen, dass das Pferd eine zweite Entspannungsmassage benötige. Bei Frau Meiers Pferd war wohl einst ein unbemerkter Sturz der Auslöser für dessen Beschwerden.

 

Vertrauen ist wichtig. Geduldig lässt sich das Pferd nach möglichen Verspannungen untersuchen. Bild: zVg.
Vertrauen ist wichtig. Geduldig lässt sich das Pferd nach möglichen Verspannungen untersuchen. Bild: zVg.

Was ist Energetik?

Bei der Energetik handelt es sich, wie das Wort schon vermittelt, um Energie – um Lebensenergie. Um ein Gefühl von Wohlbefinden und körperlicher Kraft. Schon vor vielen Jahrhunderten spielte die Energetik eine Rolle in der Gesundheit von Mensch und Tier. Die Lebensenergie fehlt, wenn man sich schwach, krank oder «kaputt» fühlt. Es existieren viele verschiedene Methoden, um das Energiesystem von Menschen und Tier anzuregen und zu harmonisieren. Für Andrea Dörig ist es rundum klar, dass Osteopathie, das Ausgleichen von Lebensenergie im Körper, eine grosse Wirkung hat. «Die klassische Medizin und die Osteopathie sollen zusammenarbeiten. Es kommt ja vor, dass die Osteopathie, zum Beispiel bei einer Arthrose, weniger Linderung bringen kann als ein Medikament.»

Älplerin und Osteopathin

Andrea Dörig hat schon den fünften Sommer als Älplerin verbracht. Heuer war sie im urnerischen Meiental allein als Hirtin für rund 200 Rinder zuständig. Dabei wendet sie bei Krankheitsfällen oft homöopathische Mittel an. Gelernt hatte sie einst Zierpflanzengärtnerin und war auch schon in anderen Berufen tätig. Während ihrer Alpzeit wurde der jungen Frau klar, dass sie ihre Fähigkeiten als Osteopathin und die Arbeit mit den Tieren intensivieren wollte. Sie schloss eine Ausbildung als energetische Pferdeosteopathin ab. Über die Wintermonate konzentriert sich die junge Frau nun mit Leidenschaft auf die Gesundheit der Tiere in ihrer Umgebung. Im Sommer will Andrea Dörig mit genau derselben Leidenschaft den Tieren einen möglichst angenehmen Alpsommer bieten. «Mein Leitsatz heisst: Zum höchsten Wohl der Tiere.»

Andrea Dörig hat ein Herz für Tiere. Bild: Ruedi Roth
Andrea Dörig hat ein Herz für Tiere. Bild: Ruedi Roth

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