Botulismus in der Silage: Risiken und Schutzmassnahmen im Stall
Botulismus stellt ein ernsthaftes Risiko für die Tiergesundheit dar. Durch kleine Fehler in der Silageproduktion können hochgiftige Stoffe entstehen, die oft fatale Folgen haben. Eine optimierte Futterkonservierung und regelmässige Kontrollen sind entscheidend, um Tiere zu schützen.
Was ist Botulismus und wie entsteht er?
Das Bakterium Clostridium botulinum ist weltweit verbreitet und extrem widerstandsfähig gegen Hitze, Frost und Trockenheit. Unter Luftabschluss kann es eines der gefährlichsten Gifte – das Botulinumtoxin – bilden. Die Hauptursache für Botulismus in der Landwirtschaft ist das Einsilieren von Tierkadavern. Diese Kadaver können das Bakterium enthalten, das unter den anaeroben Bedingungen der Silage keimt und das Gift freisetzt. Kontaminierte Silage kann das Gift über den Blutkreislauf zu den Nerven transportieren und dadurch Lähmungen oder den Tod verursachen. An Botulismus können Rinder, Schafe, Pferde, Nerze und Vögel erkranken. Das Schwein ist relativ resistent gegen das Gift Botulinumtoxin.
Pferde, Rinder und Schafe erleiden eine Lähmung der Muskulatur des Bewegungsapparates, der Kau- und Schluckmuskeln sowie der Atemmuskulatur. Symptome sind verändertes Verhalten (Lethargie), Abmagerung, starker Leistungsabfall oder Festliegen. Schliesslich sterben sie an einem Atemstillstand. Die Sterberate ist bei unbehandelten Tieren sehr hoch. Nimmt die Krankheit einen akuten Verlauf, tritt der Tod bereits nach ein bis Tagen ein.
Die grössten Risikofaktoren bei der Silage
Botulismus kann nicht nur durch Tierkadaver entstehen. Auch eine schlechte Silagequalität, wie ein zu hoher pH-Wert oder Verschmutzungen durch Erde und Sand, bieten ideale Bedingungen für das Bakterium. Die Sicherstellung einer hochwertigen Silage ist daher entscheidend.
Schritt für Schritt: Vorbeugung beim Silieren
Bereits beim Mähen der Silage können Massnahmen getroffen werden, um das Risiko zu senken:
- Mähtechnik anpassen: Von innen nach aussen mähen, damit Wildtiere fliehen können.
- Schnitthöhe einhalten: Mindestens 7 cm hoch schneiden, um Erde in der Silage zu vermeiden.
- Sorgfalt beim Einlagern: Kontrolle auf Tierkadaver und Verschmutzungen vor der Lagerung.
Gefahren im Futtermischwagen minimieren
Besonders bei hochmechanisierten Betrieben besteht ein erhöhtes Risiko. Der Einsatz von Futtermischwagen kann das Gift gleichmässig auf das gesamte Futter verteilen und damit alle Tiere gefährden. Eine gründliche Kontrolle der Silage vor der Verfütterung ist unerlässlich.
Impfung: Wann lohnt sich der Schutz?
Eine Impfung gegen Botulismus ist möglich, jedoch aufwendig und teuer. Sie erfordert zwei Impfungen im Abstand von vier bis sieben Wochen und muss jährlich wiederholt werden. Aufgrund der hohen Kosten wird die Impfung selten durchgeführt. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf einer hochwertigen Futterkonservierung, um das Risiko zu minimieren.
Checkliste: Botulismus-Prävention
Vor dem Mähen: Wiesen von innen nach aussen mähen, um Tiere aufzuschrecken.
Schnitthöhe beachten: Mindestens 7 cm, um Erde in der Silage zu vermeiden.
Silage kontrollieren: Vor der Verfütterung auf Tierkadaver prüfen.
pH-Wert optimieren: Für eine schnelle und ausreichende Senkung des pH-Wertes sorgen.
Regelmässige Wartung: Futtermischwagen sorgfältig reinigen und kontrollieren.
Prävention in der Praxis
Regelmässige Kontrolle der Silage und Optimierung der Siliertechnik sind grundlegende Massnahmen, um Botulismus vorzubeugen. Technische Hilfsmittel wie Wildscheuchen oder Drohnen können dabei unterstützen, Wildtiere von den Feldern fernzuhalten.
Weitere Informationen gibt’s beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen
Schaden ist versicherbar
Um den möglichen finanziellen Schaden durch Botulismus abzusichern, können sich Landwirte gegen Botulismusschäden versichern. Einzelne Versicherungsgesellschaften bieten diese Deckung an. Durch den Einschluss des Botulismus-Risikos kann der Landwirt sicherstellen, dass er im Schadenfall zumindest finanziell abgesichert ist. Auskunft erteilt die Versicherungsberatung des St.Galler Bauernverbands unter 071 394 60 17.
Gift und Heilmittel
In der Medizin wird Botulinumtoxin seit Anfang der 1980er-Jahre als Arzneimittel beispielsweise in der Behandlung von speziellen Bewegungsstörungen eingesetzt. Weitaus bekannter ist der Begriff Botox. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für Neurotoxine, welche aus den Botulismus-Bakterien ausgeschieden werden. Seit vielen Jahren wird Botox bei Schönheitsoperationen verwendet. So manche Dame und auch Herr hat sich in der Vergangenheit mit Botox die Alterung weggespritzt. Glatte Haut und volle Lippen – Ursache sind die Botulismus-Bakterien.
Quellen: Beitrag aus dem «St.Galler Bauer» 2017. Der Artikel wurde von der Redaktion aktualisiert.