Effiziente Lösungen für mehr Tierwohl für Mutterkuhstall

Ein gut geplanter Mutterkuhstall ist entscheidend für das Wohl der Tiere und für die Effizienz des Betriebs. Mit durchdachten Anpassungen können Arbeitsabläufe optimiert und das Tierwohl gesteigert werden.

Aktualisiert: 30. November 2024

Clevere Lösungen im Mutterkuhstall
Jeder Mutterkuhhalter möchte gesunde und leistungsfähige Kälber. Bild: Heini Alder

Optimale Bedingungen im Stall bedeutet, dass man genügend Licht bietet, maximal frische Luft, dauernden Zugang zu frischem Wasser, qualitativ gutes Futter, genügend Raum zum Ausweichen und Liegemöglichkeiten für ausgiebiges Ruhen für Kühe und Kälber. Weiter gehören durchdachte Abkalbe- und Separationsbereiche sowie Verlademöglichkeiten dazu, damit auch ungewohnte Situationen nicht zu Stress oder vermeidbaren Unfällen führen. Die Basis für eine gute Mensch-Tier Beziehung ist der ruhige Umgang mit der Herde, welcher durch einfache und geregelte Arbeitsabläufe gestärkt werden kann. Mit seinem Tun steht deshalb der Landwirt im Zentrum des Erfolgs.

Stallwände öffnen für mehr Licht und Luft

Doch wie kann man als Landwirt mit einfachen Details die Abläufe verbessern und zugleich die natürlichen Bedürfnisse der Tiere im Stall berücksichtigen? Während der ersten Exkursion des Landwirtschaftlichen Zentrums St.Gallen (LZSG) für Mutterkuhhalter und Neueinsteiger wurden drei unterschiedliche Betriebe besucht, welche den bestehenden Milchviehstall in einen Mutterkuhstall um- und angebaut haben. In folgendem Abschnitt sind praktische Details daraus aufgeführt.

Auf allen drei Betrieben hat sich das Öffnen von Seiten- und Stallwänden für Mensch und Tier ausgezahlt. Jederzeit beim Stalleintritt Überblick auf alle Tiere zu haben, erleichtert die Kontrolle und verbessert das Vertrauen der Herde gegenüber der betreuenden Person. Auch im Liegen auf seine Herdengenossen blicken zu können, bringt zusätzlich Ruhe in den Stall. Ausserdem kann die Luft frei zirkulieren und ist auch für die viel ruhenden Kälber auf Nasenhöhe immer frisch. Die Ausrichtung der bestehenden Gebäude war auf allen Betrieben vor dem Umbau ideal, so dass die Südseite für maximal Licht und Luft geöffnet werden konnte.

Effiziente Fütterung mit Futterbändern

Auf zwei Betrieben kam ein Futterband zum Einsatz. Durch dieses konnte der Platz im bestehenden Gebäude fast vollumfänglich den Tieren zur Verfügung gestellt werden. Die Futterachse mit Futterband ist auf ein Minimum von 1.05 Meter reduziert und schnelles Befüllen über den bestehenden Heustock direkt oder via stationärem Futtermischer ist gewährleistet. Zudem entfällt das Anschieben des Futters, da die gegenüberliegende Stallwand das Futterband begrenzt – das Verschieben des Futters durch die Tiere ist nur nach rechts und links möglich. Zur Reinigung des Futtertisches wird das Futterband zurückgezogen und Futterreste können so einfach eingesammelt und entsorgt werden. Auf allen Betrieben wurde speziell darauf geachtet, dass die Kälber ab Geburt Zugang zu frischem Wasser haben. Dabei sollte der Wasserspiegel nicht höher als 60 Zentimeter liegen.

Optimale Liegeflächen für Kühe und Kälber

Kälber liegen am liebsten in der Nähe ihrer Mutter, was auf allen Betrieben konsequent ermöglicht wurde. Die Kleinen ruhen im erweiterten Kopfbereich ihrer Mütter, fühlen sich dadurch sicher und finden genügend Ruhe. Flexible Liegenboxenabtrennungen schützen insbesondere vor Verletzungen. Stroh wird überall grosszügig eingestreut. Die Kälber liegen immer trocken, können herumtoben, sich einnisten und wärmen. Die Kühe liegen weich in einer Tiefboxe auf einer griffigen Matratze. Sackgassen wurden bewusst vermieden, so können schwächere Tiere immer ausweichen und die Herde bewegt sich insgesamt ruhiger.

Flexible Gatter für vielseitige Nutzung

Auffallend ist die gut durchdachte Gatteranordnung mit Mehrfachnutzen. Zum Beispiel können einzelne Tiere zu Behandlungs-, Besamungs- oder auch Verladezwecken einzeln separiert werden. Ist es sogar möglich, die gesamte Herde in einem Stallabteil abzutrennen, kann sicher und effizient die Abkalbebucht oder der Kälberschlupf entmistet werden. Des Weiteren kann der Abkalbebereich auch der Herde oder nur den Kälbern als Zusatzfläche zur Verfügung gestellt werden. Somit bestehen im Tiefstrohbereich variable Möglichkeiten zum Verladen, Abkalben und zur Nutzung der Fläche als erweiterter Kälberschlupf. Die Arbeitsabläufe sind so geplant, dass mit einem Hoflader Arbeiten wie Beschicken der Bühne mit Futter, Entmisten der Abkalbebucht oder des Kälberschlupfes möglich sind. Die Entmistung wurde jeweils an die Gebäudestruktur angepasst, das heisst es wurden Güllespeichervolumen berücksichtigt, wie auch bestehende Stützen im Stall belassen. So wurde in jedem Stall die optimale Lösung mit Schieberentmistung oder Entmistungsroboter gefunden

Checkliste

  • Stallwände für bessere Belüftung öffnen
  • Futterband für effiziente Fütterung installieren
  • Liegeflächen für Kühe und Kälber optimieren
  • Flexible Gatter für verschiedene Zwecke einbauen
  • Kälbern Zugang zu frischem Wasser ermöglichen
  • Sackgassen im Stall vermeiden

 

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