Alptagebuch #3: Die Alpweide ist abgerutscht

Verletzungen und Krankheiten bei den Tieren und eine abgerutschte Weide beschäftigten Monika Weber auf der Alp Ramin. Seit Kurzem ist sie mit dem Vieh in den Oberstafel gezogen.

Abrutschgebiet der Weide auf Alp Ramin. Bilder: Monika Weber
Abrutschgebiet der Weide auf Alp Ramin. Bilder: Monika Weber

Wo so viele Kühe aufeinander kommen, kommt es immer mal wieder zu Krankheitsfällen. In der ersten Woche verschlechterte sich der Allgemeinzustand einer Kuh zunehmend. Sie hatte starken Durchfall, obwohl sie weiterhin frass. Die Flüssigkeit ging dabei vollständig über den Kot verloren. Folglich musste der Tierarzt auf die Alp kommen. Auch er konnte nicht genau sagen, was dem Tier fehlte. Vielleicht etwas Falsches gefressen? Aktiv-Kohle wurde aufgelöst und in den Magen gepumpt. Vielleicht hatte sie einfach nur Würmer? Entwurmungsmittel wurde ebenfalls verabreicht. Was es schlussendlich war, wissen wir bis heute nicht. Die Kuh ist aber wieder gesund und fit.

Einige Tage später verwandelte sich der Klauenstand in einen Operationstisch. Eine andere Kuh hatte sich den Strich «aufgezehrt». Der Landwirt entschied, dies durch den Tierarzt nähen zu lassen. Alles wurde vorbereitet und die «OP» konnte losgehen. Man könnte sagen, ich war bei der ganzen Geschichte die erste Assistentin des Operateurs. Meine Erfahrung aus dem Pflegeberuf war dabei durchaus hilfreich. Wie sich die Kuh den Strich «aufgezehrt» hat, wissen wir nicht genau. Am ehesten war die Verletzung durch ein Horn zustande gekommen. Zur Rehabilitation ging die Kuh nach Hause, damit die Wundheilung optimal verlaufen sollte.

Auch Pediküre muss bei den Kühen immer wieder mal sein. Wenn eine Kuh lahmt, ist sie im Alpleben eingeschränkt. So zeigte eine Kuh letzthin ein immer schlechter werdendes Gangbild. Im Klauenstand zeigte sich, was wir vermutet hatten. Die Kuh hatte sich wohl das Klauenbein gebrochen. Ein «Klötzli» wurde als Therapie an den gesunden Zeh geklebt, um den gebrochenen ruhig zu stellen.

Die Rinder geniessen die Aussicht und das schöne Wetter.
Die Rinder geniessen die Aussicht und das schöne Wetter.

Vor zwei Wochen, als es auch bei uns viel Niederschlag gab, rutschte ein Weideteil in den Bach ab. Bereits am Morgen konnte man sehen, dass sich das Gelände um gut einen Meter gesenkt hatte. Am Nachmittag informierte uns dann der Rinderhirt, dass er zuschauen konnte, wie dieser Teil in den Bach abgerutscht war. Das Wasser begann sich zu stauen und es bildete sich ein See. Wir nannten ihn augenzwinkernd den Raminer See. Da der Hauptbach ins Dorf fliesst, hat Ruth den Förster informiert, dass sich hier Wasser staue und eventuell etwas unternommen werden müsse. Am Abend nach dem Melken war dann bereits ein weiterer Teil der Weide abgerutscht. Wir konnten auch weitere Risse ausmachen und es brach immer wieder etwas weg. Von der Weide ist nicht mehr viel übrig geblieben. Diese Tatsache machte sich vorwiegend am fehlenden Futter bemerkbar. Daher beschlossen wir, bald in den Oberstafel zu ziehen.

Die Rinder haben erneut mit viel Appetit eine Weide sauber abgefressen. Da die nächste Weide noch zu wenig bewachsen war, beschlossen wir, die Rinder in die Waldweiden zu zügeln. Ganz glücklich waren die Tiere darüber nicht, doch wenigstens hatten sie nun wieder etwas zu beissen. Das Zügeln ging erstaunlich gut. Was ein Sack Salz doch alles bewirken kann …

Auf der Suche nach Empfang für das Alptagebuch.
Auf der Suche nach Empfang für das Alptagebuch.

Am 10. Juli ging es dann wirklich in den Oberstafel auf die Raminer Matt. Schön ist es hier und ziemlich weitläufig. Der Stall im Oberstafel ist in Stufen unterteilt. Es sind nämlich vier Ställe, die abwärts aneinandergereiht sind, und dabei hat jeder einen separaten Eingang. Nun müssen die Kühe lernen, in welchen Stall sie gehören. Manchmal wird viel Überzeugungskraft benötigt, bis die Tiere verstehen, dass sie vor der falschen Tür stehen. Die einen werden es wohl nie lernen, sage ich manchmal laut denkend, wenn eine wieder vor dem falschen Loch steht.

 

Alptagebuch

Monika Weber verbringt den Sommer auf der Alp Ramin im Glarnerland. Regelmässig berichtet sie über ihre Erlebnisse und besondere Ereignisse. Weitere Geschichten von Monika Webers Alpleben gibt es hier. 

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