Eine wertvolle Orientierungsschau

Drei der prestigeträchtigsten Braunviehanlässe verschwanden aus dem schweizerischen Veranstaltungskalender. Mit Brown Swiss Masters lancierten Private eine neue Schau. In allen Belangen wurden die Erwartungen am Sonntag in der Markthalle Sargans übertroffen.

Den Tagessieg eroberte Mäderhof's Holdrio Bianca von Kevin Züger aus dem schwyzerischen Vorderthal.
Den Tagessieg eroberte Mäderhof’s Holdrio Bianca von Kevin Züger aus dem schwyzerischen Vorderthal.

 

Die erste Schweizer Meisterschaft von Braunen Erstmelkkühen am vergangenen Sonntag in der Markthalle School in Sargans wurde professionell vorbereitet und durchgeführt. Die Premiere vermochte in allen Belangen zu punkten. Ende Dezember streckten ein paar Braunviehzüchter aus der Ostschweiz ihre Köpfe zusammen. Dies, weil der schweizerische Veranstaltungskalender bezüglich grossen Events für Milchkühe sich plötzlich dürftig präsentierte. Aus unterschiedlichen Gründen wurden in der Schweiz die Swiss Expo, die Betriebsmeisterschaft und das Gotthard Open nicht mehr durchgeführt. In diesem Jahr wäre die IGBS-Schau (Interessengemeinschaft der Brown-Swiss-Züchter) die einzige schweizweite Ausstellung gewesen. Diesen herben Schlag wollten weitsichtige Braunviehhalter umgehen. An der ersten Sitzung Ende Dezember entschlossen sechs Männer und eine Frau, ein neues Schauformat mit Erstmelkkühen zu lancieren – in der Hoffnung, dass dieser Wettbewerb eventuell bei einigen fortschrittlichen Braunviehzüchtern auf Interesse stossen könnte. Bei einem Erfolg könnte der Milchviehevent künftig modifiziert und erweitert werden. Aus einer Terminnot heraus musste die Premiere der Erstmelkmeisterschaft auf einen Sonntag gelegt werden. In der Ungewissheit wurden im Vorfeld vom Veranstalter schon allerlei Möglichkeiten für Veränderungen in Erwägung gezogen. Eigentlich muss für eine nächste Brown-Swiss-Master-Schweizer-Meisterschaft nichts Grossartiges verändert werden. Anscheinend passt der «arbeitsfreie» Sonntag den Landwirten und ihren Familien. Mehr als randvoll kann die Markthalle nicht sein.

Das private Organisationskomitee mit Matthias Süess an der Spitze wurde von Braunvieh Schweiz mit grossartiger Professionalität unterstützt. Aus fünf Ländern waren Delegationen, Händler und Interessierte eigens nach Sargans angereist, um einen Überblick über neuste Genetik zu erhalten.

Die Markthalle in Sargans platzte fast aus allen Nähten.
Die Markthalle in Sargans platzte fast aus allen Nähten.

«Zum Glück gezwungen»

Erwartet wurden von den privaten Initianten rund 100 Tiere. In zwölf Abteilungen starteten um 10.30 Uhr einige Kühe mehr im Sägemehlring. Auch über die Anzahl Besucher schwebte vorab ein grosses Fragezeichen. OK-Präsident Matthias Süess sowie seine Ressortleiter, bestehend aus Daniela Bonderer, Paul Caduff, Marco Wildhaber, Jonas Kessler, Manuel Mannhart und Christian Schneider, bereiteten sich so vor, als gäbe es einen grossen Ansturm. Und tatsächlich, unglaublich viele Besucher verfolgten den Anlass, der von Stefan Klocker aus Hart im Zillertal mit Tochter Angelina als Ring-Woman gerichtet wurde. Der Tiroler bewerkstelligte einen Marathon von Entscheidungen in seiner fünfstündigen Ringpräsenz ohne Unterbruch. Der scharfe Blick des Experten Klocker, seine Entscheidungsfindungen sowie die Begabung, die Menge in der Entscheidungsphase aus dem Busch zu locken und erst noch von den Bänken aufstehen zu lassen.

Sinnvoller Wettbewerb

Auch bei den 54 Ausstellern aus 15 Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein ging es am Sonntag in der Markthalle School in Sargans um Prestige und Renommee an der ersten Schweizer Meisterschaft bei den Erstmelkkühen. Dass so ein Wettbewerb auch Schaufenster zu aktuellen Angeboten von Stieren ist und erst noch Vergleichsmöglichkeiten zu bieten vermag, das war vor Ort augenscheinlich. Wer bei jungen Tieren die richtigen und für den Hof passenden Entscheidungen fällt, sichert sich damit auch einen Teil des künftigen Lohns.

Zehn Abteilungssiege konnten in der Brown-Swiss-Rasse und zwei Abteilungen bei den Original Braunen vorerst gewonnen werden. Bevor es zum grossen Finale, also zum Schauhöhepunkt von Championswahlen kam, faszinierten TopeuterWettbewerbe die Zuschauer. Angetan war der Österreicher auch von der Euterqualität der Erstmelkkühe.

Unter rhythmischem Beifall wurde Tellis Pete Pipper vom EigentümerTeam Jan Marthy, Matthias Hermann, Manuel Mannhart und Willi Loop aus Flumserberg Saxli zur BS-Schöneutersiegerin gewählt. Der Reserve-Schöneuter-Titel ging an die mittlerweile bekannte und schon mehrfach ausgezeichnete Cabalzar’s Swizzero Berna von Renzo Blumenthal aus dem bündnerischen Vella. Die Ehrenerwähnung im Schöneuter gewann die Reserve-Champion Holdrio Jamaica aus dem Stall von Martina und Christian Schneider aus Schwendi. Bei den Schöneuter OB schwang Mila vom Stier Minor, von Züchter René Stadler aus dem luzernischen Hasle obenauf. Der Schausieg beim Original Braunvieh wurde der Vento-Tochter Elin von Martin Schrepfer aus Wald zugesprochen. Richter Klocker erwähnte über die Lautsprecheranlage auch, dass die Rasse OB auch in Österreich zu den aufstrebenden Rassen zähle.

Für Richter Stefan Klocker gab es viele schöne Tiere zu bewerten.
Es gab viele schöne Tiere zu bewerten.

Schweizer Meister erkoren

Zum grossen Showdown bei der Championwahl BS waren zwölf Kühe nominiert. Den Tagessieg eroberte Mäderhof’s Holdrio Bianca von Kevin Züger aus Vorderthal SZ. Wegen harmonischer Ausgeglichenheit und einer besseren Rippenstruktur wurde die Holdrio-Tochter Jamaica von Martina und Christian Schneider aus Schwendi auf den zweiten Platz verwiesen. Die Ehrenerwähnung ging an Dolf BS Silverstar Tracy, ebenfalls aus dem Stall Züger. Bereits in der Abteilung sieben lieferten sich die beiden Züger-Kühe ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Hier gehts zur Rangliste

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