Elegante und glänzende Gämsfarbige Gebirgsziege
Eine gute Milchleistung mit ausgezeichnetem Gehalt zählen zu den Qualitäten der Gämsfarbigen Gebirgsziege. Zu ihrem Charme gehört aber auch ihr schön glänzendes, braunes Fell. Dies findet auf jeden Fall der Züchter Markus Jud.
«Ich wollte schon immer Ziegen haben», sagt Markus Jud aus Diepoldsau. In seinem Stall, der sich in Oberriet bei seinem Elternhaus befindet, stehen 13 Ziegen, neun Gitzi und drei Ziegenböcke. Sie gehören den beiden Rassen Toggenburger Ziege und Gämsfarbige Gebirgsziege an. Die grossen Ziegen hat er eben mit der Maschine im Stall gemolken. Jede Ziege hat da ihren Platz. Während des Melkens werden sie mit feinem Futter verwöhnt und auch gegen die lästigen Fliegen ist Markus Jud mit Fliegenspray ausgerüstet. Die rund 20 Liter Milch vertränkt er an zwei Lämmer und zwei Kälber. Markus Jud bewirtschaftet rund elf Hektaren nebenberuflich. Er hat den Betrieb dieses Jahr von seinem Vater Josef Jud übernehmen können. Mit seiner Frau Katja hat Markus Jud zwei Kinder Noah und Elea. Sie helfen schon tatkräftig im Stall mit. Der Haupterwerbszweig sind aber nicht die Ziegen, sondern seit jeher Schafe. Die rund 100 Schafe der Familie befinden sich gerade auf der Alp Tersol in der Gemeinde Pfäfers.
Milchleistung und Gehalt gut
Mit seinen ersten Ziegen, die Markus Jud als Kind zum Geburtstag bekommen hat, hatte er zwar etwas Pech. Sie wurden rasch krank und mussten abgetan werden. Doch als die Familie im Jahr 1999 in ein eigenes Haus zog, kaufte sich der damals elfjährige Markus Jud wieder Ziegen. «Ziegen sind anspruchsvoller als Schafe. Sie sind viel zutraulicher und man kann sie sehr gut zähmen», sagt Markus Jud.
Ziegen sind anspruchsvoller als Schafe. Sie sind viel zutraulicher und man kann sie sehr gut zähmen.
Auch das Melken der Ziegen und die Zucht machen Markus Jud viel Freude. Begonnen hat er sein Hobby zwar mit Toggenburger Ziegen, die Gämsfarbigen Gebirgsziegen haben es ihm jedoch besonders angetan. «Sie sind eleganter und wenn es ihnen gut geht, hat ihr Fell einen wunderschönen braunen Glanz», schwärmt er. Das kurze Fell der Gämsfarbigen sei zudem viel pflegeleichter als das lange Fell der Toggenburger. Die Rasse bietet aber noch weitere Vorteile. Neben der guten Milchleistung ist auch ihr Gehalt sehr gut. «Im Eiweiss sind die Gämsfarbigen stark», schwärmt der Züchter.
Schwarze Abzeichen als Merkmal
Ursprünglich entwickelte sich die Gämsfarbige Gebirgsziege aus zwei Regionalschlägen, wie der Schweizerische Ziegenzuchtverband in der Rassenbeschreibung schreibt. Es sind dies der hornlose Oberhasli-Brienzer- und der behornte Bündner-Typ. Heute ist die Gämsfarbige Gebirgsziege die Rasse mit den meisten Herdebuchtieren in der Schweiz. Laut der aktuellsten veröffentlichten Zahlen waren am 1. Juni 2021 9361 Gämsfarbige Gebirgsziegen im Schweizer Herdebuch eingetragen, 782 davon im Kanton St.Gallen. Die Böcke haben eine Widerristhöhe von 85 Zentimetern, die Ziegen 75 Zentimeter. Weibliche Tiere müssen ein Mindestgewicht von 45 Kilo erreichen und männliche Tiere 65 Kilo. Ihr Fell ist rehbraun bis kastanienbraun. Sie verfügt über schwarze Abzeichen an den Gliedmassen sowie am Kopf und einen Aalstrich, der ihr den Namen Gämsfarbige eingebracht haben.
Die Beliebtheit verdankt die Rasse auch der ansehnlichen Milchleistung und der überdurchschnittlichen Gehalte an Milchinhaltsstoffen, heisst es in der Rassenbeschreibung weiter. Ihre durchschnittliche Milchleistung beträgt rund 750 Kilo. Gämsfarbige Gebirgsziegen gelten zudem als sehr anpassungsfähige Tiere. Sie vertragen sowohl Hitze als auch Kälte über kurze Zeit gut. So seien sie heute genauso im Talgebiet anzutreffen wie in den ursprünglichen Gebirgsregionen. Offensichtlich fühlen sie sich auch im Rheintal wohl, wie die Zucht von Markus Jud zeigt.
Schöne Schauerfolge
Als seinen grössten Zuchterfolg und auch eines der schönsten Erlebnisse mit seinen Ziegen bezeichnet Markus Jud den Abteilungssieg mit seiner Ziege Enzian an der Geissenshow in Wattwil. Einen besonderen Zuchterfolg konnte er mit seinen Gämsfarbigen Gebirgsziegen auch einmal an der Schau seines eigenen Ziegenzuchtvereins Oberes Rheintal feiern, als er in allen vier Abteilungen die Siegerziege stellen konnte. Ebenfalls stolz ist Markus Jud darauf, immer wieder Zuchttiere verkaufen zu können. Beispielsweise auch nach Österreich, wo die Vorgaben an die Genetik der Ziegen hoch sind. «Wenn ich sehe, dass die Züchter dann mit meinen Tieren erfolgreich weiterzüchten und meine Zucht also auch bei anderen funktioniert, freut mich das besonders», so Markus Jud.
Wenn ich sehe, dass die Züchter dann mit meinen Tieren erfolgreich weiterzüchten und meine Zucht also auch bei anderen funktioniert, freut mich das besonders.
Ziegen stehen Spalier
Ein weiteres ganz spezielles Erlebnis war auch seine Hochzeit. «Meine Kollegen holten alle Ziegen und standen mit ihnen vor der Kirche Spalier», erinnert sich Markus Jud. «Ich hörte zwar bereits in der Kirche, dass da Ziegen sein müssen, sie dann aber alle so im Spalier zu sehen, war schon besonders.»
Markus Jud ist bestrebt, mit seinen eigenen Tieren sein Zuchtziel stets zu verbessern. Er kauft sehr selten fremde Tiere zu. Seit drei Jahren hält er auch die Böcke selber und geht zum Decken nicht mehr zu seinen Vereinskollegen. Er möchte auch in Zukunft dranbleiben und in der Zucht vorne mitmischen.