Herbstturnier der Rheintaler Holzrücker
Beim Holzrücken im Wald sind Holzrücker und Pferd meistens alleine. In Kriessern bot sich ihnen die Gelegenheit, ihr Können zu messen.
Am 5. Oktober fand in Kriessern auf dem Hof von Rolf Lüchinger das Herbstturnier des Vereins Rheintaler Holzrücker statt. Der Morgen gehörte den «Newcomern und Kids». Anfänger, insbesondere junge Fuhrleute, sollten die Gelegenheit bekommen, sich untereinander zu messen und ihr Können zu zeigen, wie Andreas Giger vom Organisationskomitee sagt. Bei den Anfängern waren Hilfestellungen erlaubt, das heisst, neben der Führerin oder dem Führer durfte eine zweite Person neben dem Pferd gehen und es bei Bedarf am Kopf führen. Bei den geübten Holzrückern führte dies jedoch zu Strafpunkten.
Die Ruhe bewahren
Der Parcours bestand aus zehn Hindernissen, durch welche die Pferde den angehängten Baumstamm ziehen mussten, ohne die Stangen der Hindernisse zu touchieren. Aufgelegte Tennisbälle liessen erkennen, wenn es zu einem Stoss kam. Ein besonders schönes Bild bot das Team von Nina Herzig mit Gogo, einem 18 Jahre alten Irish Cob Wallach. Der starke Kaltblüter fiel durch seine braunweisse Scheckung auf. Im Parcours zeichnete sich das Team durch seine Ruhe aus. Gogo folgte aufmerksam den Anweisungen seiner Führerin. Es ist fast eine Kunst, die starken Pferde nur mithilfe des langen Zügels und mit der Stimme zu lenken. Das Pferd selbst sieht nicht, was hinter ihm passiert.
Besonders gut gelang es Nina Herzig, den Stamm schräg auf die «Waage» hochzuziehen, ein besonders anspruchsvolles Hindernis. Denn der Stamm muss kurze Zeit wie auf einer Wippe waagrecht in der Kerbe balancieren. Auch das Poltern, das Aufziehen eines Stammes auf andere Rundhölzer, funktionierte auf Anhieb, allerdings lief der Holzrückerin, wie sie sagt, die Zeit davon. «Bei mir ist es die Nervosität, die mir zu schaffen macht», erklärte sie. Trotz Zeitüberschreitung kam das Team auf Rang 3. Bei der Zeitüberschreitung werden nur die Punkte bis zum Zeitlimit gezählt. Nina Herzog war die Freude über das gelungene Turnier ins Gesicht geschrieben und diese schien sich auch auf das Pferd zu übertragen. Mit jedem Turnier steigen Erfahrung und Selbstvertrauen.
Feines Zusammenspiel
Die Newcomerin hat vor vier Jahren an einem Schnupperkurs für Holzrücker teilgenommen. Im Wald des Landwirtes, bei dem sie Gogo untergebracht hat, kann sie üben. «Das Holzrücken kommt immer mehr auf», sagte sie. Denn so lassen sich Schäden im Wald vermeiden, seien es tiefe Schlepperspuren oder Verletzungen anderer Bäume. «Das Vertrauen des Pferdes zur Führerin ist extrem wichtig», betonte sie. Genau das soll beim Turnier der Holzrücker zum Ausdruck kommen. «Es geht nicht um das Gewicht des Holzes, sondern um die Harmonie und das Zusammenspiel», erklärte Simon Zünd aus Balgach, Kommentator des Turniers. Eine der jüngsten Teilnehmerinnen war Leonie mit ihrem Pony Speedy. Die beiden zeigten, dass Holzrücken nicht nur eine Sache von schweren Kaltblütern sein muss. Das Gewicht ist allerdings der Stärke der Pferde anzupassen.
Übung ist gefragt
Nina Herzig empfindet das Holzrücken als Abwechslung für das Pferd. Gerade der Kaltblüter wird dabei mehr gefordert als nur beim Reiten. Das Pferd muss die Kommandos sicher erkennen. «Steh», «Via» für vorwärts, «Hüst» für links und «Hot» für rechts sind die wichtigsten Befehle. Je mehr man gemeinsam übt, desto besser geht es. Das zeigt sich am Hindernis Lothar, bei dem der Baumstamm unter einem anderen Stamm hindurchgezogen werden muss. Der Name ist abgeleitet vom Sturm Lothar, bei dem die Bäume kreuz und quer, drunter und drüber im Wald lagen. Zum Durchziehen muss die Holzrückerin oder der Holzrücker die Kette schnell lösen, sie etwas verlängern und hinter dem Hindernis wieder verkürzen und anhängen. Nicht zuletzt will auch das Befestigen des Baumstammes an der Kette richtig gelernt sein. Ein erneutes Umwickeln des Stammes mit der Kette benötigt Kraft und kostet wertvolle Zeit.