Mit dem Label «Alpsteinlamm» Lammfleisch besser vermarkten

Eine Gruppe engagierter Schafhalter, aus den Kantonen St. Gallen und Appenzell haben sich zusammengefunden und vermarkten ihre Lämmer unter dem Label «Alpsteinlamm». Schäfer Mario Heller aus Thal ist einer von ihnen.

Alpsteinlamm
Die Schafe von Mario Heller weiden auf der saftigen Wiese in Thal.

Mario Heller ist seit rund 30 Jahren Schäfer. Zuerst arbeitete der gelernte Zimmermann, der auf dem elterlichen Hof bereits mit Schafen aufgewachsen ist, noch Teilzeit. Später wurde die Schäferei sein Haupterwerb. Der Betrieb des 52-jährigen Vaters von vier Kindern liegt inmitten einer idyllischen Landschaft am Fusse des Buchbergs in Thal, nicht weit vom Bodenseeufer in Altenrhein entfernt. Zwischen einer Herde weisser Schafe stehen an diesem Sommermorgen drei schwarze Artgenossen dicht beieinander auf der saftigen Wiese Model. Trotz der sommerlichen Rekordwerte hat die Landschaft noch nichts an ihrem kraftvollen Grün eingebüsst. So erstrecken sich die Wiesen und Felder mit den Wäldern im Hintergrund vor einem stahlblauen Himmel.

Der 2020 erbaute luft- und lichtdurchflutete Holzstall beherbergt während den Sommermonaten noch jene Lämmer, die ihr Schlachtgewicht erreicht haben. Die jüngeren Lämmer und sämtliche Muttertiere verweilen zurzeit auf der Alp. «Schafe sind relativ pflegeleicht. Aber sie haben nicht gerne heiss. So ist es für sie im Sommer auf der Hochalp im Bündnerland viel angenehmer als hier.» Betreut werden sie dort von zwei Hirten und als Schutz vor Wolfsangriffen werden sie von Herdenschutzhunden begleitet. Im Winter, von anfangs Dezember bis Mitte März, sei seine Herde mit einem Wanderhirten unterwegs durchs Oberthurgau und Fürstenland. Schafe seien kälteresistent und können ihr Futter sogar unter einer mehrere Zentimeter dicken Schneeschicht hervorscharren.

Alpsteinlamm
Der moderne Holzstall wurde vor zwei Jahren gebaut.

Label garantiert für Qualität

Schafe gehören zu den ältesten Nutztieren der Menschen. Auch im Alpstein hat die Schafhaltung seit mehreren Jahrhunderten Tradition. Die saftigen Alpweiden sind hervorragend für die Beweidung mit Schafen geeignet. Mit ihrer Weidetätigkeit dämmen die Schafe die Verwilderung der Alpenregion ein, lassen Blumen, Flechten und Kräuter ungehindert und in grosser Vielfalt gedeihen. Und wenn es das alpine Klima nicht zulässt, dann leisten die Schafe auf den Talweiden am Fusse des Alpsteins ihren Beitrag zur Biodiversität und zur Artenvielfalt.

«Lammfleisch hat in den letzten Jahren sehr an Beliebtheit gewonnen. Doch nur 40 Prozent des Fleisches stammt aus inländischer Produktion. Der andere Teil des Schweizer Lammfleischbedarfs wird aus dem Ausland, vorwiegend aus Irland, Australien und Neuseeland importiert», sagt Heller bedauernd. Dabei sei die Qualität von Schweizer Lammfleisch wegen der besonders naturnahen Haltung und der strengen Tierschutzgesetze besonders hochwertig.

Vor vier Jahren haben sich Schäfer aus der Region, die nach IP-Suisse Richtlinien produzieren zu einer Produzentenorganisation zusammengefunden, um ihre Lämmer unter dem Label «Alpsteinlamm» zu vermarkten. Das Label wurde als Kooperationsprojekt des St. Gallischen Schafzuchtverbandes, des Ostschweizerischen Schafhaltervereins und der Lucarna Macana, einem Schlachtbetrieb aus dem Zürcher Oberland ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, Schweizer Lammfleisch aus der Region zu fördern

Vermarktung durch Schlachtbetrieb

Mario Heller ist einer der Produzenten, die auf ihren Betrieben, die IP Suisse oder Bio Suisse Richtlinien erfüllen und bei Alpsteinlamm dabei sind. Er ist mit Leib und Seele Schäfer. Früher habe er seine Lämmer über verschiedene Kanäle abgesetzt. Da Lammfleisch, ausser vielleicht vor Weihnachten und Ostern, keinen grossen saisonalen Schwankungen unterworfen sei, werde das ganze Jahr hindurch geschlachtet. Heute läuft die gesamte Vermarktung des Alpsteinlammfleisches über Lucarna Macana. Die Produzenten stellen sicher, dass sie das ganze Jahr über in der Lage sind, die gewünschte Anzahl Lämmer, welche den Qualitätsansprüchen genügen, zu liefern. «Das ist ein grosser Vorteil für uns. Es garantiert uns den Absatz und einen fairen Preis.» Er schätzt auch das kollegiale Verhältnis innerhalb der Produzentenorganisation. Einen weiteren Vorteil sieht er in der schlanken Organisation, wenn es um die wöchentlichen Lieferungen geht. Dank dieser gelingt es in der Regel, auf die Bedürfnisse der einzelnen Betriebe einzugehen.

Nachfrage stets gesteigert

Die saftigen Kräuter auf den Naturwiesen im Alpstein, das alpine Klima im Sommer, die Winterwanderung im Unterland und die artgerechte Haltung, die Schafe und Lämmer im Kreislauf der Natur seien die besten Voraussetzungen für eine super Fleischqualität, ist Martin Hollenstein, Geschäftsführer von Lucarna Macana AG überzeugt. Lammfleisch aus dem Alpstein sei besonders zart und zeichne sich auch durch seinen würzigen Geschmack aus. Dies bestätigt auch die Entwicklung der Nachfrage bei den Metzgereifachgeschäften und Grossverteiler, die von Lucarna Macana beliefert werden. Dank der Beliebtheit des Labels konnte der Absatz jährlich gesteigert werden. Waren es 2018 noch 25 Lämmer pro Woche, sind es heute manchmal bis zu 150 Lämmer pro Woche. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 4500 Alpsteinlämmer vermarktet. Mario Heller und seine Schäferkollegen sind optimistisch, diese Menge in den kommenden Jahren weiter zu steigern.

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