Familie Knechtle ist von Dahomeys begeistert

Schafe zu halten war eigentlich geplant, als Andreas Knechtle vor rund zwei Jahren einen Bauernhof pachtete. Jetzt sind dort aber Dahomeys zu Hause, eine aus Afrika stammende Rinderrasse. Die ganze Familie ist mittlerweile von ihnen begeistert.

Die Dahomeys sind bewegungsfreudig.
Die Dahomeys sind bewegungsfreudig.

Höchstens einen Meter Widerristhöhe weisen Dahomey-Stiere auf, Kühe durchschnittlich 90 Zentimeter. Kaum jemand kennt diese Rinder im Detail. Doch 2020 wurde in der Schweiz der Verein Dahomey Schweiz gegründet. Informationsaustausch und zuchtrelevante Anliegen für Halterinnen und Halter von Dahomeys bezeichnet der Verein als seine zentrale Aufgabe. Die Aktivitäten finden in Zusammenarbeit mit der Organisation Mutterkuh Schweiz statt. Dahomey war einst ein westafrikanisches Königreich in Benin. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Kleinrinder erstmals nach Europa. Der Zoo in Antwerpen benutzte diese Tiere damals als Futter für Raubtiere beim Transport auf hoher See.

Im Kanton Thurgau entdeckt

Der 41-jährige Andreas Knechtle aus Ganterschwil wuchs zwar nicht auf einem Bauernhof auf, kam aber innerhalb seiner Verwandtschaft oft mit der Landwirtschaft in Berührung. Er lernte Zimmermann und übt diesen Beruf auch heute noch aus. Über Umwege erfuhr er 2022, dass im Kirchberger Weiler Dietschwil ein kleiner Bauernhof zu pachten wäre. Bald war man sich einig und die Familie Knechtle beriet über die Art der Bewirtschaftung. «Auf einem Winterspaziergang begegneten wir Dahomeys und für mich war in diesem Moment klar, dass diese Tiere passen würden», erinnert sich Andreas Knechtle. Er recherchierte im Internet und brachte in Erfahrung, dass auf einem Betrieb in Mosnang womöglich Dahomeys käuflich zu erwerben waren. Dank Einwilligung des Verpächters konnten Knechtles den Anbindestall für Milchkühe zu einem Laufstall umfunktionieren. Dies habe ordentlich zu tun gegeben, aber jetzt steht auf dem Hof Spuris ein gut eingerichteter Laufstall für Dahomeys.

Im grosszügigen Laufstall fühlen sich Knechtles Tiere wohl.
Im grosszügigen Laufstall fühlen sich Knechtles Tiere wohl.

Beziehung aufbauen

«Am Anfang war es nicht einfach. Die Tiere erwiesen sich als sehr scheu und Geduld war gefragt.» So wurde es bei Knechtles zur Gewohnheit, dass man sich täglich mindestens eine halbe Stunde im Laufstall aufhält. Wie bei anderen Rinderrassen haben auch die Dahomeys unterschiedliche Charaktere. Ein junger Stier auf dem Hof Spuris sucht jeweils sofort den Kontakt. Hingegen möchte eine grau gefärbte Kuh lieber ihren eigenen Weg gehen und lässt sich nur ungern kraulen. Sechs Kälber kamen bei Knechtles seither auf die Welt. Dies sei aber immer dann geschehen, wenn keine Menschen in Herdennähe präsent waren. In den ersten Tagen seien die Kälber sofort zutraulich. Doch dann ändere sich dies. «Es ist das Einsetzen der obligatorischen Marken in die Ohren, das die Tiere vergrämt. Scheinbar schmerzt sie dieser Vorgang und die allermeisten Kälber sind danach immer übervorsichtig», erklärt Andreas Knechtle. Mit der Zeit lege sich die Ängstlichkeit wieder. Dafür dienlich seien auch Leckerbissen wie Vierkornflocken, Maiswürfel oder Leckerli, mit denen man die Dahomeys aus der Reserve locken könne. Auch frischen Löwenzahn lassen sich die Tiere gerne vorsetzen, wie die sechsjährige Laura Knechtle und ihre vierjährige Schwester Marina zeigen.

Strukturreiches Heu

Zwölf Dahomeys leben momentan auf dem Spuris. Am Morgen verrichtet jeweils das Verpächter-Ehepaar Heidi und Paul Bosshart die Stallarbeit. Nach anfänglicher Skepsis haben auch sie sich mit der seltenen Tierrasse angefreundet. Zwei grosse Weiden à 30 Aren stehen den Dahomeys über den Sommer abwechselnd zur Verfügung. Die Tiere sind zwar genügsam, freuen sich aber schon, wenn der Pflanzenbestand aus guten Futtergräsern besteht. Zu extensive und mit viel Unkraut versehene Weiden lassen die Dahomeys schnell abmagern. Andreas Knechtle füttert den Tieren auch über den Sommer genügend Heu. Dieses ist strukturreich, was auch im Winter die ideale Nahrung für diese Rinder ist. Denn die Dahomeys neigen schnell zu leichtem Durchfall. Nervosität ist hierfür manchmal der Auslöser. «Auch das ist ein Grund, die Tiere mit viel Präsenz und Ruhe zu pflegen. Ein fester Kot erleichtert die tägliche Reinigung der Strohmatratze erheblich.» Einmal jährlich werden die Tiere entwurmt.

Manche Tiere wollen möglichst oft gekrault werden.
Manche Tiere wollen möglichst oft gekrault werden.

Inzucht vermeiden

Die durchwegs behornten Dahomeys sind entweder schwarz mit bräunlichen Beinen oder haben ein graues Fell. Einmal pro Jahr findet ein Fellwechsel statt. Fast alle Tiere weisen am Bauch weisse Flecken auf. Als Besonderheit gilt die blaue Farbe von Zunge und Rachenraum. Hitze und Kälte belasten die Tiere wenig. Fliegen und Bremsen hingegen sind ihnen unangenehm und macht sie etwas nervös. Hochleistungstiere sind die Dahomeys nicht. Ihre Milch reicht gerade so für ihr eigenes Kalb. Auch ihr Fleischertrag ist, gemessen an der Zeit, welche die Tiere zum Heranwachsen benötigen, gering, wie auf der Internetseite von «Dahomey Schweiz» zu lesen ist. «Es ist die Freude an der Zucht, die hier durchschlägt. Das freundschaftliche Verhältnis mit heranwachsenden Tieren ist eine enorme Bereicherung in unserem Leben», beschreiben Jacqueline und Andreas Knechtle den Grund für diese Tierhaltung. Aufpassen müssen die Schweizer Dahomeyzüchter, dass keine Inzucht aufkommt. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, werden ab und zu Stiere aus dem Ausland angekauft. Einmal pro Jahr werden den ausgewachsenen Tieren die Klauen geschnitten. Bei diesen Arbeitsvorgängen sei man froh, wenn die Tiere möglichst zutraulich sind. Knechtles Tiere werden immer mit ihrem eigenen Namen angesprochen. Dies habe sich bewährt, was beim Betriebsbesuch auch offensichtlich ist. Ein ruhiges Miteinander mit vielen Gesprächen herrscht vor – eine gute Beziehung eben.

Laura und Marina verwöhnen die Dahomeys gerne mit Frischfutter.
Laura und Marina verwöhnen die Dahomeys gerne mit Frischfutter.

Als Allrounder unterwegs

Nur ein kleiner Teil vom betriebseigenen Futter wird für die Dahomeys benötigt. Die vier Futterschnitte vom ansehnlichen Rest verkauft Andreas Knechtle jeweils in losem Zustand an Bauern in der Umgebung. Maschinell ist er gut eingerichtet. Mit verschiedenen Traktoren und Anhängern wird auch sonst Handel mit Landesprodukten betrieben. «Ja, langweilig wird es so nie und es muss gut geplant sein. Die Beschäftigung mit den lieben Dahomeys ist daher für unsere Familie eine Art angenehmer Rückzug aus dem oftmals hektischen Alltag.»

Vielfalt der Kuhrassen

In der Serie «Kuhrassen» berichtet der «St. Galler Bauer» in loser Folge über Kuhrassen, die im Einzugsgebiet gezüchtet und gehalten werden. In dieser Folge sind die Dahomeys an der Reihe. Sie hält und züchtet Andreas Knechtle aus Dietschwil. red.

 

Wenn Andreas Knechtle mit dem Kübel Vierkornflocken lockt, sind die Tiere schnell zur Stelle.
Wenn Andreas Knechtle mit dem Kübel Vierkornflocken lockt, sind die Tiere schnell zur Stelle.

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