Wer Wölfe will muss die Kosten tragen

Der diplomierte Biologe ETH und Geschäftsführer des Ökobüros Pro Vallandas Marcel Züger hielt am Mittwoch 23. November am Plantahof in Landquart einen öffentlichen Vortrag zum Thema Wölfe in der Schweiz. Beim von der IG Bio Weide Beef organisierten Anlass trafen sich rund 80 Interessierte aus der ganzen Schweiz sowie dem angrenzenden Ausland.

Herbsttagung IG Bio Weide-Beef
Biologe Marcel Züger sieht keinen Naturschutzgedanken beim Schutz des Wolfes.

«Sie sehen ein klassisch grün-linker Lebenslauf» stellt sich der im Aargau aufgewachsene Biologe vor, der unter anderem auch im Vorstand von Pro Natura Aargau mitwirkte. 1997 schrieb der mittlerweile in Salouf GR wohnhafte Züger: «wir sollen dem Wolf eine würdige Rückkehr in seine alte Heimat ermöglichen». 2021 wurden 150 Wölfe, also 16 Rudel in der Schweiz genetisch festgestellt, 2022 sind es bereits 19 Rudel. «Eine sprunghafte Entwicklung die niemand erwartet hätte und die ich niemals vorhergesehen habe als ich 1997 diesen Artikel geschrieben habe».

Artenvielfalt profitiert

Die Alpwirtschaft, die es in dieser kontrollierten Form wie wir es haben nur in Mitteleuropa gibt, konnte sich erst entwickeln als die Wölfe weg waren. Eine Koexistenz von Wolf und heutiger Alpwirtschaft hat es nie gegeben. «Die heutige Schweizer Landschaft steht für Schönheit und davon profitiert nicht nur der Tourismus sondern auch die Artenvielfalt. Wir haben höchstes Tierwohl, Nahrungsmittel höchster Qualität, Arbeitsplätze die der Landwirtschaft vor- und nachgelagert sind und eine weltweit einzigartige Weidewirtschaft» führt der Biologe weiter aus. «Diese einmalige Landschaft und ihre Artenvielfalt ist menschengemacht. Geht der Bauer verliert die Natur.» Der Alpenraum hat sich zu einem Hotspot der Artenvielfallt von europäischer Bedeutung entwickelt; Viele Arten leben nicht in der Wildnis sondern auf Magerwiesen in der richtigen Kombination oder Streuflächen und würde bei der Aufgabe der Bewirtschaftung verschwinden wie er auch anhand des Braunkehlchens und dem Wiedehopf erläutert. Diese beiden Tierarten sind nach Berner Convention streng geschützt. Brisant daran, es sind nicht nur vom Aussterben bedrohte Arten, sondern sogenannte Schirmarten, was heisst, dort wo diese Arten leben profitieren auch andere Arten und die Lebensraumqualität ist hoch. Auch der Wolf gilt als geschützt, ist jedoch nicht auf der roten Liste, gilt in ganz Europa nicht als gefährdet. «Wölfe können sich überall niederlassen, idealerweise schaden sie nicht, aber Arten die direkt von den Wölfen profitieren sind zumindest in der Kulturlandschaft nicht vorhanden», erklärt der Biologe.

Wolfssichere Zäune wie im Zoo

Mit einem Video eines Wolfes der mit einem lockeren Sprung einen 1,05 Meter hohen Stromzaum überspringt oder Bildern von untergrabeben oder überkletterten Zäunen verdeutlicht er, dass man sich das Wolfgehege in einem Zoo vorstellen soll um eine Vorlage für einen wolfssicheren Zaun zu haben.

Wölfe suchen immer eine Schwachstelle, es komme einfach das nächstschwächere Glied dran zeigt er anhand schrecklicher Bilder gerissener Rinder oder einer Mutterkuh deren ungeborenes Kalb raushängt.

Das Ganze habe eine Dynamik und unhaltbare Zustände angenommen die vielerorts zur Aufgabe der Weidewirtschaft führen werde. Für ausgebranntes, psychisch und physisch am Ende stehendes Alppersonal, das vorher top motiviert und qualifiziert in den Alpsommer startete empfindet Züger die Aussage von David Gerke «Der Wolf belebt die Hirtenkultur» als Hohn.

Herbsttagung Bio Weide-Beef
Rund 80 Interessierte aus der ganzen Schweiz und Österreich folgten den fundierten Erkenntnissen von Marcel Züger zum Thema Wolf.

Naturwolf wird zum Kulturwolf

«Wenn wir nichts machen werden sich auch in allen Unterlandkantonen Rudel bilden und die ganze Schweiz flächendeckend besiedeln. Was derzeit passiert ist die sogenannte Habituierung», erklärt er die gefährliche Annäherung an den Menschen. Der Naturwolf wird zum Kulturwolf, der keinen Grund hat dem Siedlungsraum fern zu bleiben. «Es gibt klare wissenschaftlich belegte Studien von, meist tödlichen, Angriffen auf Menschen. Diese Gefahr ist da und bildet die Fortsetzung der bisher in jeden Punkt erreichten Skala. Wir sind auf dem direktesten Weg zur Eskalation, wenn wir nicht endlich die Schraube anziehen».

Horrende öffentliche Kosten

Eine flächendeckende Wolfsbesiedelung sei zudem mit keiner der drei Säulen der Nachhaltigkeit vereinbar. Also weder sozial, ökologisch noch ökonomisch nachhaltig.

«Funktioniert hat es noch nie, dass man Wölfe in eine dicht besiedelte Kulturlandschaft integriert hat – wir können es versuchen, die Idee ist nun mal da, aber wir müssen es so machen, dass nicht andere gesellschaftliche Ziele kaputt gemacht werden». Bei Tieren mit den richtigen Eigenschaften und dem Respekt vor dem Herdenschutz könnte man versuchen zu arbeiten, schadenverursachende Tiere sollten eliminiert werden bevor ihr Verhalten sich auf Nachkommen überträgt und verbreitet.

Wer den Wolf möchte, soll ihn auch finanzieren; für dieses Jahr sind es für Bund und Kantone 15 bis 20 Millionen, pro Wolf und Jahr etwa 100 bis 150 000 Franken, aus öffentlicher Hand. Als höchst unfaires Verhalten bezeichnet er das Abwälzen der Kosten auf Tierhalter und wenn es um Mittel aus dem Naturschutz geht möchte der Biologe die Prioritäten klar anders setzen.

Nicht zuletzt appelliert er nebst der stets erwähnten Enkeltauglichkeit auch an eine Ahnentauglichkeit. «Was Generationen vor uns mit Schweiss und Mühe erschaffen und gepflegt haben ist ein Erbe, dass wir in Ehren haltend weiterführen und nicht mit einer abstrusen Idee einer flächendeckenden Wolfsbesiedelung innert kürzester Zeit zerstören sollten.»

Herbsttagung Bio Weide-Beef
Claude-Alain Gebhard Präsident der IG Bio Weide-Beef, Biologe Marcel Züger und Vize-Präsident Romain Beuret bei der Informationsveranstaltung zum Thema Wolf.

Das könnte Sie auch interessieren

stgallerbauer.ch Newsletter
Seien Sie die Ersten, um neueste Updates und exklusive Inhalte direkt in Ihren E-Mail-Posteingang zu erhalten.
Anmelden
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link