Winterpflege für Kälber: Tipps gegen Kälte und Atemwegserkrankungen
Im Winterhalbjahr steigt bei Kälbern das Risiko für Atemwegserkrankungen deutlich an. Ihr geringer Körperfettanteil und die grosse Körperoberfläche machen sie besonders anfällig für Kälte. Damit die Tiere gesund bleiben, sind angepasste Fütterung, geeignete Haltungsbedingungen und gezielte Schutzmassnahmen unerlässlich.
Atemwegserkrankungen bei Kälbern kommen in Europa im Winterhalbjahr erhöht vor. Kälber haben einen Körperfettanteil von etwa vier Prozent und im Verhältnis zu ihrem Gewicht eine grosse Körperoberfläche. Dadurch verlieren sie schnell an Wärme. Kälber benötigen daher besonderen Schutz.
Der Energiebedarf der Kälber setzt sich aus dem Erhaltungs- und Produktionsbedarf zusammen, wobei Ersterer den Energieanteil beschreibt, welcher für grundlegende Lebensfunktionen notwendig ist. Der Erhaltungsbedarf ist abhängig von der Umgebungstemperatur. Dabei beschreibt die thermoneutrale Zone den Temperaturbereich, in dem Kälber keine zusätzliche Energie für die Erhaltung aufwenden müssen. Die optimale Temperatur von Kälbern (jünger als drei Wochen) beträgt 15 bis 25 Grad und für ältere Kälber 5 bis 25 Grad. Wird diese Temperatur unterschritten, ist zusätzliche Energie für die Erhaltung notwendig.
Milchpulver und Wasser
Um dem erhöhten Energiebedarf gerecht zu werden, gibt es mehrere Möglichkeiten: Erhöhung der Tränkemenge beziehungsweise der Tränkeintervalle oder Erhöhung des TS-Gehaltes. Bei der Erhöhung der Tränkemenge ist zu beachten, dass das Volumen des Kälbermagens begrenzt ist. So ist die Erhöhung des TS-Gehaltes vorzuziehen. Kälber (älter als drei Wochen) mit einer unteren kritischen Temperaturgrenze von fünf Grad bei einer Umgebungstemperatur von null Grad haben einen höheren Erhaltungsbedarf an umsetzbarer Energie von 18 Prozent. Bei einem Milchpulver mit einer umsetzbaren Energie vom Kalb von 18.2 MJ pro Kilo entspricht dies etwa 100 Gramm Milchpulver, das zusätzlich in den Tränkekessel gegeben werden muss. Die Vollmilch hat einen hohen Energiegehalt, kann den Bedarf an gewissen Vitaminen und Spurenelementen, wie Vitamin A, D3, E und B1 sowie Selen, Eisen und Kupfer, aber nicht vollständig decken. Weiter ist das Vertränken von nicht verkaufsfähiger Milch, etwa von an Mastitis erkrankten oder mit Antibiotika behandelten Kühen, nicht zu empfehlen. Milchaustauscher stellen so eine gute Alternative für eine kontinuierliche und vollständige Abdeckung der Nähr- und Mineralstoffe sowie Vitamine dar. In der Praxis ist zu beobachten, dass das Tränken von Milchpulver und Wasser zu gesünderen und konstanteren Kälbern führt.
Trockene Böden
Doch nicht nur fütterungsbedingte Massnahmen helfen gegen die Kälte: Um Kältestress zu vermeiden, sollten die Kälber auf wärmeisolierten und trockenen Böden liegen können. Genügend trockene und saubere Einstreu hilft zusätzlich bei der Wärmeerhaltung. In den ersten Tagen kann auch eine Kälberdecke zum Einsatz kommen. Weiter sollte darauf geachtet werden, dass die Kälber ein trockenes Fell haben. Die effektive Umgebungstemperatur hängt von der Windgeschwindigkeit sowie der Luftfeuchtigkeit ab, die zwischen 60 und 80 Prozent betragen sollte. Wichtig ist, dass mit einer guten Lüftung Zugluft (0,2 m/s) verhindert und trotzdem eine hohe Luftaustauschrate erreicht werden kann. Bei Aussenklimaställen sollte die Schliessung von drei Seitenwänden gewährleistet werden können.
Damit die Kälber im Winter gesund und vital sind, sind diverse Massnahmen notwendig. Von Bedeutung sind dabei eine intensivere Fütterung, Kälteschutz sowie regelmässige Gesundheitskontrollen.