AGFF-Tagung: Güllefässer sind zu schwer
Immer grössere Betriebe, ungünstige Witterung und neue Unkräuter bringen der Landwirtschaft im Futterbau Probleme. An der Tagung der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF) in der Linthebene wurde auch der Boden unter die Lupe genommen.
Das vielfältige Programm der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF) interessierte die Landwirte. Der Besucheraufmarsch an der Linthebene-Tagung auf dem Betrieb Escherheim in Benken war dementsprechend gross. Daniela Paul vom Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen begrüsste die Anwesenden und erläuterte kurz den Programmablauf. Sie dankte Thomas und Michaela Schnider für das Gastrecht, das aktive Mitwirken an den Vorträgen und das zu Verfügung stellen von Versuchsflächen.
Vollweide mit saisonaler Abkalbung
Der Milchwirtschaftsbetrieb der Familie Schnider in Benken setzt auf Vollweidehaltung. Es gibt für die Kühe grundsätzlich je eine Tagesweidefläche und eine Nachtweidefläche. Diese sind unterteilt in fünf bis sechs Koppeln. Gewechselt werden die Koppeln durchschnittlich nach zwei Tagen. Möglichst früh im März wollen Schniders ihre Kühe jeweils weiden lassen, was die positive Bestockung von Weidegräser fördert. Ab anfangs Juli werden die Weideflächen für die Kühe vergrössert.
Für die Tagungsteilnehmer orientierte Thomas Schnider darüber, was zur Umsetzung in einen Vollweidebetrieb dazugehört. Der Biobetrieb in der Linthebene setzt konsequent auf saisonale Abkalbung. In den ersten drei Wochen der Brunstzeit werden die Kühe besamt. Ab dann erledigt ein Angusstier die Deckarbeit. Nichtträchtige Kühe werden verkauft. Kraftfutter erhalten Schniders Kühe keines. Das Zuchtziel ist eine kleine bis mittelgrosse Weidekuh mit guter Fruchtbarkeit und tiefer Zellzahl. 6000 Kilo Milchleistung weisen die Kühe auf dem Betrieb Schnider auf. Diese unterdurchschnittliche Leistung weist dank kostengünstiger Haltung einen respektabel guten Deckungsbeitrag pro Tier auf. Die saisonale Abkalbung und die Vollweidehaltung bescheren Schniders zudem eine Minimierung ihrer Arbeitszeit.
Den Tagungsteilnehmern wurde bewusst gemacht, dass die Futterqualität von intensiv genutzten Weiden auch im Herbst noch gut ist. Zudem sei Heu vier Mal teurer als Kühe weiden zu lassen. Orientiert wurden die Besucher am Vormittag auch über die Problempflanzen Hirtentäschel und Borstenhirse. Kunstwiesenmanagement und Versamungsversuche von italienischem Raigras bildeten weitere Informationspunkte vor dem Mittagessen auf dem Hof der Familie Schnider.
Technik belastet die Natur
Roger Stirnimann von der Hochschule für Agrar- Forst- und Lebensmittelwissenschaft (HAFL) lud die Tagungsteilnehmer nach dem Mittagessen zu einer interessanten Vorführung ein. Dabei ging es um das Problem von Bodendruck durch schwere Fahrzeuge. Mit farblicher Markierung wurde auf der Wiese eine zehn Meter lange Versuchstrecke bestimmt. In der Mitte dieser Strecke hatten die Informierenden drei Sondierstangen platziert: 20 Zentimeter tief die erste, 40 Zentimeter tief die zweite und 60 Zentimeter tief die dritte. Die am vorderen Ende mit Silikonschläuchen versehenen Stangen waren an ein Druckmessgerät gekoppelt. So konnte der durch die Fahrzeuge erbrachte Druck auf einem grossen Bildschirm eingesehen werden.
Als erstes fuhr ein einfach bereifter, kleiner Traktor auf. An seiner Hydraulik war ein Schleppschlauchverteiler montiert. Als zweites fuhr ein zehn Tonnen schweres Raupenfahrzeug auf. Dann folgte ein doppeltbereifter Traktor mit einem gefüllten 6000-Liter-Güllefass und angebautem Schleppschlauchverteiler. Als letztes Gefährt kam ein einfachbereifter Traktor an die Reihe. Angehängt hatte er ein zweiachsiges 10’000-Liter-Güllefass mit einem Schleppschlauchverteiler. Die Resultate waren ernüchternd. Güllefässer sind auch bei wettermässig guten Bedingungen immer eine zu hohe Belastung für den Boden. Dies auch beim Sondierungsstab, welcher 60 Zentimeter unter der Oberfläche den Druck mass. Der kleine Traktor ohne Fass wies mit Abstand den akzeptabelsten Wert im Bodendruck auf. Das Raupenfahrzeug kam seinem Ruf über gute Gewichtsverteilung nur bedingt nach. Und die mit optimalem Reifendruck versehenen Grossfahrzeuge wiesen zu negative Resultate aus.
Gülle führen im Dilemma
«Eine gute Lösung gibt es nicht». So bilanzierte der vortragende Roger Stirnimann das Problem der grossen Fahrzeuge in der Landwirtschaft. Grundsätzlich seien Pneus mit Radialprofil dem Diagonalprofil vorzuziehen. Das Problem liege aber, nebst dem übermässigen Fahrzeuggewicht, beim Reifenfülldruck. Auf der Strasse möchte der Transporteur mit hohem Reifendruck die Rollfähigkeit des Fahrzeugs optimieren. Auch soll die Abnützung des Reifenprofils minimiert werden. Auf dem Gelände hingegen kann die Druckbelastung nur mit minimal gefüllten Pneus verringert werden. Es existieren wohl technische Entwicklungen, welche den Reifendruck während dem Einsatz verändern können. «Diese sind aber sehr teuer und bringen bisher keinen wirtschaftlichen Nutzen», erklärte Roger Stirnimann.
Bodenaufbau im Linthgebiet
Eindrücklich präsentierte Mathias Heeb vom Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen die Aufschichtung des Bodens auf dem Betrieb Schnider. Mit einem Bagger hatte er am Vortag einen Graben ausgehoben. 120 Zentimeter tief und ebenso breit war er. Dank der trockenen Witterung war nur sehr wenig Wasser in den Graben eingedrungen. So konnten die Besucher die Bodenbeschaffenheit optimal einsehen. Matthias Heeb erklärte die Wichtigkeit des Bodenschluffs. Dieser ermögliche es dem Boden, auch grosse Regenmengen innert kürzester Zeit zu schlucken. Gut zu sehen waren im Versuchsgraben auch die einstigen Auswirkungen einer totalen Überschwemmung des Linthgebiets. Wie der Landwirt die Befahrbarkeit seines Bodens mit Schraubenziehermethode testet, zeigte Bendedikt Kogler. Anschaulich präsentierte er zudem, wie man mittels Grabspaten die Bodenbeschaffenheit klar erörtern kann.
Walzen ist unerlässlich
Bruno Nabulon und Gerold Hofstetter zeigten die Möglichkeiten einer Neuansaat. Die grösste Rolle für eine erfolgreiche Saat spiele das Wetter und der ideale Zeitpunkt einer Saat. Dieses Zeitfenster könne manchmal ganz schmal sein. Auf den Versuchsflächen von Thomas Schnider waren verschiedene Einsaaten zu sehen. Am eindrücklichsten erwies sich dabei die Wirkung von Walzen. Wo nicht gewalzt wurde, war nur wenig Aufwuchs vorhanden. Wo zweimal gewalzt wurde, war der Gräserbestand klar dichter. «Und je trockener der Boden, desto wichtiger ist das Walzen», führte der Spezialist für Einsaaten, Gerold Hofstetter, aus.