BVAR informiert: Vorbeugend Strom sparen

Der Vorstand des Bauernverbandes Appenzell Ausserrhoden (BVAR) informierte an der Präsidentenkonferenz über Geschäfte und Projekte aus dem Verband sowie Themen, die die Landwirtschaft derzeit beschäftigen. Ein aktuelles Thema ist die Energieversorgung.

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Dölf Biasotto: Der Kanton fördert die Energieerzeugung aus erneuerbarer Quelle.

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnte die jährliche Präsidentenkonferenz wieder im gewohnten Rahmen durchgeführt werden. Das Interesse der Präsidentinnen und Präsidenten aus den Sektionen, des Landfrauen-Kantonalvorstandes, den bäuerlichen Kantonsräten und den Mitarbeitenden aus den Abteilungen im Departement Bau und Volkswirtschaft war sehr erfreulich.

Der Präsident, Beat Brunner gab einen Rückblick auf die mit fast 63 Prozent abgelehnte Massentierhaltungsinitiative und bedankte sich bei allen Unterstützern. In naher Zukunft wird sich die Landwirtschaft mit weiteren Initiativen beschäftigen müssen. Der indirekte Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative hat zum Ziel, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden soll. Weiter wird sich die Stimmbevölkerung mit der Biodiversitätsinitiative auseinandersetzen müssen, welche bei einer Annahme für die produzierende Landwirtschaft erhebliche Auswirkungen hätte.

Ersatz der fossilen Brennstoffe

Landamman Dölf Biasotto erläuterte die wichtigsten Änderungen des teilrevidierten kantonalen Energiegesetzes, das am 1. Januar 2023 in Kraft tritt. Ein Beispiel ist, dass beim Heizungsersatz bei bestehenden Bauten mindestens 20 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen stammen oder durch Energieeffizienzmassnahmen kompensiert werden muss. Ein ambitioniertes Ziel ist es, dass bis 2035 im Kanton mindestens 40 Prozent des benötigten Stroms selber als erneuerbare Energie produzieren zu können.

Förderung der PV-Anlagen

Die Bauernbetriebe sind prädestiniert, auf ihren Dächern eine PV-Anlage zu installieren. Nebst der Nahrungsmittelproduktion können sie damit auch einen Beitrag zur Stromversorgung leisten. Der Investitionsbeitrag des Bundes an eine PV-Anlage wird durch den Kanton verdoppelt. Zudem dienen zinsgünstige Darlehen aus dem Agrarfonds der Förderung von Solaranlagen.

Um das Energieziel 2050 zu erreichen, müssen zusätzliche erneuerbare Energiequellen erschlossen werden. Die Windenergie wird in der Schweiz noch wenig genutzt, hat aber ein grosses Potential. Die Windenergieplanung wird im Kanton Appenzell Ausserrhoden vorangetrieben. Abklärungen und Richtplananpassungen sind im Gang.

Neuer Weidebeitrag

Aufgrund der Verordnungsänderungen per 2023 wird die wesentlichste Anpassung im Grünland der neue Weidebeitrag sein. Eine Teilnahme am Programm erfordert während der Vegetation die Aufnahme von 70 Prozent des Futters auf der Weide. Alle Rindviehkategorien (inkl. Kälber und Stier) müssen zudem das RAUS erfüllen. Aktuell haben sich 20 Prozent der Betriebe für dieses Programm angemeldet. Am 14. Dezember findet dazu im Hotel Linde Teufen ein Informationsanlass statt. Die Info-Anlässe aus der Beratung zu den Verordnungsanpassungen und weiteren Themen finden im Januar 2023 statt. Die Bauernbetriebe erhalten dazu eine separate Einladung.

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Lukas Kessler: Die Verordnungsanpassungen werden auch ein Themenblock an den Infoabendenden sein.

Empfindliches Stromnetz

Patrick Widmer, Netzspezialist bei der SAK erhielt den Auftrag, die Teilnehmenden über eine mögliche Strommangellage zu informieren. Gespannt verfolgten die Anwesenden seinen Ausführungen. Er erklärte, dass jedes Land verpflichtet ist, das Stromnetz stabil zu halten. Die Produktion muss laufend und in Echtzeit der Nachfrage angepasst werden, damit die Netzfrequenz von 50 Hz eingehalten werden kann. Bei einem Ungleichgewicht helfen alle Länder im europäischen Verbund zur Stabilisation, das Stromnetz wieder auszubalancieren.

Die Wirtschaftliche Landesversorgung (WL) überwacht die Stromversorgung. Bei einer Strommangellage kommen in vier Bereitschaftsgraden Massnahmen von der Überwachung bis zum Krisenfall zum Einsatz. Eine grosse Gefahr kann nebst einer Strommangellage auch ein sogenannter Blackout sein, ausgelöst durch Cyberangriffe.

Vorstände informierten

Die Bestrebungen sind gross, dass in Appenzell Ausserrhoden das Stacheldrahtverbot nicht eingeführt wird. Im vergangenen Sommer entfernten die Bauern und die Jägerschaft auf freiwilliger Basis 4‘000 Meter Stacheldraht- und 1‘000 Meter Maschendrahtzäune. Die Betriebe werden aufgefordert, in Zusammenarbeit mit dem Patentjägerverein im 2023 weitere Projekte zu realisieren.

Durch den Drohneneinsatz konnten im Frühjahr 78 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet werden. Dieses Angebot kann von den Bauern kostenlos in Anspruch genommen werden, die exponierte Flächen mähen wollen. Der Bauernverband AR unterstützt dieses Projekt mit einem jährlichen Beitrag.

Personelle Veränderung

Christian Brunner wurde für Ueli Mettler in die Kantonale Wildschadenkommission gewählt. Als Präsident der Kommission Alpwirtschaft und aktiver Älpler besitzt er die gewünschten Voraussetzungen. Auf die Delegiertenversammlung 2023 tritt Matthias Tobler nach 10 Jahren aus dem Verbandsvorstand zurück.

Gute Zusammenarbeit

Der Vorstand schätzt die gute Zusammenarbeit sowie den Dialog mit den Sektionen und den Mitarbeitern der verschiedenen Ämter und ist bestrebt, sich weiter für die Appenzeller Bauernfamilien einzusetzen.

Lukas Kessler, Leiter des Amts für Landwirtschaft, weist darauf hin, dass Ausnahmegesuche für die Schleppschlauchpflicht weiterhin an das Amt für Umwelt eingereicht werden können. Die Bedingungen und das Formular sind abrufbar unter: https://ar.ch/verwaltung/departement-bau-und-volkswirtschaft/amt-fuer-umwelt/luftreinhaltung/emissionen-aus-der-landwirtschaft/schleppschlauch-obligatorium/

Januartagung zum Thema „Absenkpfad Nährstoffe“
Die Januartagung findet am Donnerstag, 26. Januar um 13.00 Uhr im Hotel Krone in Gais statt. Die Reduktion der Treibhausgase stellt die Bauernbetriebe vor grosse Herausforderungen. Der Absenkpfad ist eine Ableitung der Parlamentarischen Initiative 19.475 und wird alle Betriebe betreffen.

Bernard Belk wird die Sicht des Bundesamtes für Landwirtschaft darlegen. David Brugger zeigt auf, wie sich der Schweizer Bauernverband (SBV) die Erreichung der Ziele vorstellt. Thomas Steinsberger stellt ein Projekt aus dem Kanton Luzern vor. Das Betriebsnetzwerk mit involvierten Bauernbetrieben sammelt Daten, um Lösungsansätze zur Reduktion des Schadstoffausstosses zu gewinnen. Die Referenten gehen an der Podiumsdiskussion auf die Fragen ein. Der Anlass ist öffentlich.

 

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