Das sind die schönsten Blüem und Gurt der Schweiz
An der zweiten nationalen Blüem- und Gurtschau in der Olma-Arena präsentierten sich 92 Stallschönheiten in acht Abteilungen den Experten und dem Publikum. Daraus wurde nicht nur die Tagessiegerin, sondern auch die schönste Blüemkuh und die Kuh mit dem schönsten Gurt erkoren.
Bereits am frühen Sonntagmorgen mischten sich vor der Halle 7 das Olma-Publikum mit den vierbeinigen Kandidatinnen, die auf ihren Auftritt in der Arena warteten. Die Luft war geschwängert vom typischen Olma-Geruch: einem Gemisch aus Bratwurst, Raclette und Stallduft. Als sich das grosse Tor öffnete, führten die Bäuerinnen und Bauern ihre Stallschönheiten stolz an den Zuschauern vorbei zum Schauplatz. Während sich die meisten Kühe «cool» zeigten, war nicht zu erkennen, ob sich hinter dem Lächeln ihrer Besitzer vielleicht doch eine nervöse Regung verbarg.
Spezielle Schau für Glücksbringer
Büem- und Gurtkühe sind Glücksbringer. Sie gehören der Braunviehrasse an und sind mit ihrer typischen weissen Fellzeichnung eine Rarität in der traditionellen Braunviehzucht. Doch besonders im Appenzellerland, im Toggenburg und im Glarnerland wurden diese schönen Kühe seit jeher gezüchtet. Da sie den Ruf haben, Glück zu bringen und Unheil fernhalten, ist es Tradition, eine Gurt- oder Blüemkuh mit auf die Alp zu nehmen. In den letzten Jahren hat die Beliebtheit dieser Zuchttiere ständig zugenommen. Deshalb organisierten vier begeisterte Blüem- und Gurtviehzüchter zusammen mit der Olma Tierausstellungskommission bereits zum zweiten Mal am ersten Olma-Sonntag in der Arena eine nationale Blüem- und Gurtschau. Insgesamt 92 Braunvieh-, OB- und Rückgekreuzte OB-Kühe traten in fünf Blüem- und drei Gurtabteilungen an.
Die schönsten Gurt- und Blüem aus der Leserschaft gibts hier.
Der Jööö-Effekt
Nachdem die vierbeinigen Kandidatinnen in der jeweiligen Abteilung ihre Runden im Ring gedreht hatten, stand dem Expertenteam die Aufgabe bevor, die Rangierung vorzunehmen. Während Heini Stricker aus Mörschwil für die Bewertung des Exterieurs zuständig war, bewertete Ferdi Bergmann aus dem bernischen Abländschen die Blüem- und Gurtkühe auf Grund ihrer Zeichnung. Die Erstplatzierten sicherten sich ihren Platz im Finale, wo die Tagessiegerin sowie die schönste Blüem- und die schönste Gurtkuh gekürt wurden.
Bis die Kandidatinnen für den grossen Auftritt zurecht gemacht waren, gehörte die Arena den Jungzüchtern und ihren Kälbchen. Die amtierende Viehbraunkönigin Alessia Sonderegger moderierte die herzige Schau, die bei den Zuschauern für viel «Jööös» und Schmunzeln sorgte.
Gesund und leistungsstark
Ein spannender Moment war gekommen, als die acht Abteilungsersten, geführt von ihren Besitzern, in der Olma-Arena die Finalrunde drehten und sich dann für die Qualifikation in Reih und Glied aufstellten. Ein herrlicher Anblick für jeden Kuhnarr: Kühe mit geraden Rücken, stabilen Beinen, perfekten Eutern und wachem Ausdruck, der Gesundheit und Leistungsfähigkeit ausstrahlte. Auch für Heini Stricker war es offensichtlich nicht ganz einfach, aus diesen Prachtkühen, auf die, wie er sagte, jeder Züchter stolz sein könne, die Tagessiegerin zu küren. Seine Wahl fiel auf Görtli, die Blooming-ET Tochter von Bernhard Kobler-Benz aus Oberriet.
Die bald sechsjährige Tagessiegerin, eine gesunde und wirtschaftliche Gurtkuh, die bereits sieben Kälber zur Welt gebracht hat, entspricht laut dem Richter genau dem gewünschten Zuchtziel. Vizetagessiegerin wurde Thom Gurt aus dem Stall von Stefan Mühlestein aus Wildhaus. Josef Häcki aus Pfäffikon SZ führte mit den jungen Malvin Töchtern Moni und Norina sowohl die Dritt- wie auch die Viertplatzierte mit nach Hause.
Schönste Gurt- und Blüemkühe
Schönheit ist Geschmacksache und liegt in der Beurteilung des Betrachters. Die Kuh mit dem schönsten Gurt zu erkoren, lag in den Händen des Experten. Sein Augenmerk lag bei schöner Zeichnung, parallelen Linien und idealer Gurtbreite. Keine unter ihren Konkurrentinnen erfüllt diese Kriterien besser als die OB-Kuh Murmel von Christian Graf jun. aus Teufen.
Die vierjährige Jordi-Tochter holte sich den Siegertitel und ist laut Experte eine wunderbare Gurtkuh mit schönem Farbkontrast. Nach einer Ehrenrunde der schönsten Gurtkuh mit ihrem stolzen Besitzer und einem Erinnerungsfoto, waren die Blüemkühe an der Reihe. Auch dazu bekamen fachunkundige Zuschauer von Adrian Arnold, Präsident von Braunvieh Schweiz, Infos, was eine schöne Blüem-Kuh ausmacht. Die schönste Blühkuh ist Dora, die Dom Tochter von Roman Morgentaler aus dem luzernischen Richenthal. «Eine hervorragende Blüem-Kuh mit allem, was es braucht: schöne Farbkontraste, ein «verspritzter» Kopf und gleichmässige Zeichnung an den Beinen und am «Halsbändli», schwärmte der Experte von der Kandidatin, die als schönste Blüem aus der Olma Arena ging.
Blüem- und Gurtvieh als Herdebuchtiere
Nach der Gründung des Braunviehzuchtverbands am 7. Februar 1897 wurden Tiere mit weissen Flecken aus der Zucht ausgeschlossen, weil man vermutete, dass irgendwann eine Kreuzung mit einer anderen Rasse stattgefunden hat. Auch ausländische Züchter forderten reinfarbige Tiere. Doch die Appenzeller Sennen und einige Bauern im Toggenburg taten sich schwer mit diesem Ausschluss und zogen weiterhin solche Kühe auf. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Blüem- und Gurtvieh als Glücksbringer galten.
1997 wurden Blüem- und Gurtvieh wieder als vollwertige Herdebuchtiere anerkannt. 26 Jahre später fand die erste Nationalschau statt. Die Vererbung dieser Merkmale ist dominant: Schon bei mischerbigen Tieren zeigt sich die charakteristische Färbung. Wenn ein mischerbiger Gurt- oder Blüem-Stier eine einfarbige Braunviehkuh deckt, wird etwa die Hälfte der Kälber die besondere Zeichnung tragen. Reinerbige Tiere hingegen vererben die Blüem- oder Gurt-Färbung zu 100 Prozent, unabhängig vom Besamungsstier. Dank moderner genomischer Selektion können Züchter heute den Gurt- oder Blüem-Genotyp mit einer beeindruckenden Genauigkeit von 99 Prozent ableiten.
2023: Video der 1. Nationalen Blüem- und Gurtschau an der Olma