Generalversammlung LKG und LBG
Im «Alpstöbli» in Hemberg trafen sich am letzten Freitag die Mitglieder der LKG und der LBG mit Präsident Beat Tinner und Geschäftsführer Bruno Inauen zur Generalversammlung. Im zweiten Teil referierte Andreas Widmer über eine nachhaltige Waldnutzung.
Letzten Freitag fand die Generalversammlung (GV) der Landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaft (LKG) und der Landwirtschaftlichen Bürgschaftsgenossenschaft (LBG) des Kantons St. Gallen in Hemberg statt. Gemütlich war es im Restaurant Alpstöbli, derweil es draussen in Strömen regnete. Nicht alle der knapp 30 Gäste kannten dieses schöne, alte Toggenburger Gasthaus an der Misteleggstrasse, wo ein Wanderweg vorbeiführt zum Ofenloch, dem Quellgebiet des Neckers. Der abgelegene Ort, wo sich der junge Necker 100 Meter über eine Nagelfluhfelswand stürzt, wird auch gerne Grand Canyon der Ostschweiz genannt.
Präsident Beat Tinner erwähnte zu Beginn der GV, dass wohl viele Genossenschafter verhindert seien, deshalb freue es ihn umso mehr, die Anwesenden begrüssen zu dürfen. Ein grosser Teil liess sich entschuldigen. Vielleicht war auch für einige der Weg zu weit.
Projekte voranbringen
Nachdem die AP 2022+ abgeschlossen worden sei, seien die Arbeiten für die Agrarpolitik 2030 bereits gestartet. «Als fünftgrösster Kanton muss sich der Kanton St. Gallen aktiv eingeben», sagte der Präsident. Bei den BLN-Angelegenheiten (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler) sei die Umsetzung in letzter Zeit etwas umständlich geworden. Deshalb möchte Beat Tinner nochmals mit Bundesrat Albert Rösti zusammenkommen. Das Anliegen vieler Gesuchsteller sei es ihm wert, wenn es ihnen helfe, ihre Projekte voranzubringen.
Anschliessend gab er einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr. Der Vorstand der LKG traf sich zu sieben Sitzungen und behandelte insgesamt 125 Kredit- und Beitragsgesuche. Im Vorjahr waren es 96 Gesuche. Im Jahr 2023 habe sich die Bilanzsumme der LKG um 5,25 Millionen Franken reduziert. Der Rückgang sei auf einen Rückzug der Bundesdarlehen durch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zurückzuführen.
Rechnung genehmigt
Die bewilligten Investitionskredite und Betriebsdarlehen waren im Jahr 2023 mit 37 Millionen Franken um rund 16 Millionen Franken höher als im Vorjahr. Die Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber der LKG wurde von allen Gesuchstellern eingehalten.
Beat Tinner bedankte sich bei den Darlehensnehmern und -nehmerinnen. Dann ging das Wort an Claudia Brunner vom Rechnungswesen und an Geschäftsführer Bruno Inauen. Der Jahresbericht und die Jahresrechnung wurden gutgeheissen. Der Antrag des Vorstandes, der Bilanzgewinn von Fr. 445 766.64 sei auf die neue Rechnung vorzutragen, wurde einstimmig angenommen.
Abschied und Neuwahl
Nach zwölf Jahren im Vorstand trat Vizepräsidentin Vreni Wild aus dem Vorstand zurück. Sie habe ihre Aufgaben immer mit Bravour gemeistert, sagte Beat Tinner und bedankte sich bei ihr mit einem Blumenstrauss. Vreni Wild amtete während 20 Jahren zuerst als Gemeindepräsidentin in St. Peterzell, dann in Neckertal und war für die FDP im Kantonsrat. Jetzt tritt sie mit dem Rücktritt bei der LKG und der LBG in den Ruhestand. Neu in den Vorstand gewählt wurde Heidi Romer, Gemeindepräsidentin aus Benken. Seit 2020 ist sie im Kantonsrat für die Mitte. Sie kommt aus einer bäuerlichen Familie und freut sich, bei bäuerlichen Themen mitzuarbeiten.
Die Erneuerungswahlen des Vorstands für die Amtsdauer 2024 bis 2028 wurden in globo durchgeführt. Zur Wiederwahl stellten sich Florian Feurer, Remo Marty, Alfred Mosberger und Urs Werder. Durch die Regierung des Kantons St. Gallen wurden bereits zuvor Laurenz Egli, Heidi Romer und Präsident Beat Tinner gewählt.
Herausforderung Wald
Im zweiten Teil informierte Andreas Widmer in einem interessanten Vortrag über die Herausforderungen und möglichen Synergien einer modernen und nachhaltigen Waldnutzung. Der ehemalige Kantonsrat und frühere Geschäftsführer des St. Galler Bauernverbands (SGBV) hat das Präsidium von Wald St. Gallen und Liechtenstein inne.
32 Prozent der Fläche des Kantons St. Gallen sind Wald. Der Wald ist Erholungsraum für Menschen, ist Raum für Tiere, ist Schutz. Der Artikel 14 des Waldgesetzes schreibt vor, dass die Kantone dafür sorgen müssen, dass der Wald der Allgemeinheit zugänglich ist. Das Betreten von Wald und Weide und die Aneignung von wild wachsenden Beeren, Pilzen und dergleichen sind im ortsüblichen Umfang jedermann gestattet, soweit nicht im Interesse der Kulturen seitens der zuständigen Behörde einzelne bestimmt umgrenzte Verbote erlassen werden. Über das Betreten fremden Eigentums zur Jagd und Fischerei kann das kantonale Recht nähere Vorschriften aufstellen.
«Die Klimaveränderungen setzen dem Wald zu», sagte Andreas Widmer. Das mache sich durch Blattverfärbungen bei Fichten, Buchen und Tannenverfärbungen im Sommer bemerkbar. Auch Borkenkäfervermehrungen seien ein grosses Problem, dies bis zu drei Generationen. Eine weitere Tücke ist der Rückgang des Holzzuwachses. Die Böden seien im Winter kaum mehr gefroren. «Unser Wald steht vor einer Herausforderung. Er muss und er wird sich an das Klima anpassen.»
Einheimisches Holz nutzen
Der Wald bietet auch Rohstoff für Bau und Energie. Es gibt bei uns 555 000 Kubikmeter Holzzuwachs pro Jahr auf 300 000 Kubikmeter Holznutzung. Der Rohstoff Holz sollte vermehrt genutzt werden, vor allem in der Landwirtschaft. Es ist ein leichter und zugänglicher Baustoff. Er trägt in Bezug auf das Eigengewicht mehr als Stahl und hat unübertreffliche Eigenschaften auf Druck und Zug. Eigenleistungen bei Bauten mit Holz seien möglich. Es gebe unterschiedliche Holzarten für differenzierte Aufgaben. Einheimisches Holz und Holz aus dem eigenen Wald sollten gebraucht werden. Private Waldbesitzer müssten sich wieder vermehrt engagieren. «Die Förderung von einheimischem Holz sollte mit einem Zusatzbeitrag unterstützt werden» sagte Andreas Widmer. Das wäre ein Thema für die LKG.
Der gemeinsame Abend schloss mit einem Apéro und anschliessendem Nachtessen.