Meteorologe Felix Blumer zu Gast beim St. Galler Forstverein

An der Hauptversammlung des St. Galler Forstvereins in Uznach stand das Wetter im Fokus. Felix Blumer referierte übers Wetter und auch die Politik beanspruchte Raum für sich. Der Regierungsrat überbrachte gute Nachrichten.

Regierungsrat Beat Tinner (vierter v.l.) und Gastreferent Felix Blumer (fünfter v.l.), flankiert vom Vorstand des St. Galler Forstvereins.
Regierungsrat Beat Tinner (vierter v.l.) und Gastreferent Felix Blumer (fünfter v.l.), flankiert vom Vorstand des St. Galler Forstvereins.

Stürme, langanhaltende Trockenperioden und andere Wetterkapriolen fordern den Forst heraus, was das Gastreferat des Meteorologen Felix Blumer an der 125. Hauptversammlung des St. Galler Forstvereins erklärt. Wie stark der Mensch am sogenannten Klimawandel Schuld ist, sei nicht abschliessend geklärt, räumte Felix Blumer ein. Das sei auch nicht das Hauptproblem. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werde es am Ende dieses Jahrhunderts auf diesem Planeten vier Grad wärmer sein. «Unsere Herausforderung ist, vorausschauend zu sein, dass es dann auch noch angenehm ist, auf dieser Erde zu leben.»

Dieser Aussage gingen zahlreiche Folien mit Grafiken, Schemas und Erläuterungen voraus. Dass Grafiken verschieden auslegbar sind, bewies Felix Blumer anhand einer solchen. Dort startete der Messwert für die Grafik ausgerechnet 1961 nach einem extrem tiefen Durchschnittswert und endete 2022 mit einem der höchsten. Entsprechend steil aufwärts zeigte der lineare Trend. Hätte man zwei, drei Jahre früher begonnen, so wäre der Trend flacher ausgefallen.

Auslagern und gut dastehen

Den Sinn der CO2-Reduktion sieht er durchaus. In der Schweiz nutze dies allerdings mehr als Vorbildfunktion. Aktuell stosse diese ein Promille des globalen CO2 aus. «Ob diese Zahl nun bei 0,5 Promille oder 0,3 Promille liegt, ist nicht relevant», so der Meteorologe. Entscheidend seien jene zwei Länder mit den schlechtesten Werten, genauer Indien und China. Hier mahnte Felix Blumer, uns selber nicht zu sehr auf die Schulter zu klopfen. «Europa lagert schon längst stark CO2-produzierende Betriebszweige in diese Länder aus.» Auch solle jeder mal bedenken, wie viele Produkte er besitze, auf denen made in Indien oder China steht und so indirekt CO2 ausstosse.

Dass höhere Temperaturen unter diesem Himmel nichts Neues sind, zeigte er, indem er tief in die Vergangenheit eintauchte. «Der Planet wird wegen der aktuellen Klimaveränderung nicht untergehen. Vielmehr stellt sich die Frage, ob der Mensch das übersteht.» CO2 sei nur ein Teil des Problems. Eine neue Studie zeige, dass das Methangas unterschätzt werde, wobei er das der Kühe als irrelevant gewichtet. Es seien die durch den schmelzenden Permafrost freigelegten Moore, die den weltweiten Anstieg an Methangas zu verantworten haben. Mit Blick auf die Schweiz erklärte Blumer, dass bei uns eigentlich nur das Treibhausgas CO2 gewichtet. Wieder entlastete er die Landwirtschaft, indem er richtigstellte, dass diese mit sieben oder acht Prozent einen verschwindend kleinen Teil ausmacht. «Der grosse Anteil entstammt dem Verkehr und der Industrie.»

Neue Technologien sind gefragt

Potenzial für Veränderung sieht Felix Blumer in der Forschung. «Wir müssen unseren Fussabdruck reduzieren, indem wir bessere Technologien erfinden», ist er überzeugt. Weiter doppelte er nach: «Wenn wir das erreichen, so schaffen wir attraktive Arbeitsplätze im Land und werden über Jahre attraktiv bleiben.»

Gute Nachrichten konnte Regierungsrat Beat Tinner den Versammelten verkünden. «Für Bauten und Anlagen, die vom Kanton, von politischen Gemeinden oder Ortsbürgergemeinden gebaut oder subventioniert werden, muss künftig immer die Verwendung von nachhaltig produziertem Holz geprüft werden.» So wolle es das im letzten Juli in Kraft getretene leicht revidierte kantonale Waldgesetz. In der Anfang Januar dieses Jahres in Kraft gesetzten Waldverordnung wurde diese «Prüfpflicht» im Artikel 35 nun spezifiziert. Den Anwesenden riet er, aktiv und frühzeitig auf die Gemeinden zuzugehen, wenn sie von einem Bauvorhaben hören. Positiv wertete er auch die Erhöhung des Beitragssatzes an die Schutzwaldpflege von bisher 80 auf neu 100 Prozent der beitragsberechtigten Kosten.

Ehrung für besondere Dienste

Die eigentliche Versammlung des Forstvereins verlief ohne Wortmeldungen. Drei Mitglieder wurden für ihre treuen Dienste im Forst geehrt. Das sind Albert Amann, Peter Eggenberger und Walter Bicker. Auch im Jahr 2024 wird der St. Galler Forstverein am Schutzwaldpreis Helvetia vertreten sein. Vier Projekte wurden durch die St. Galler eingereicht. «Starke Bäume für den Wangser Schutzwald» und «Der Waldausflug» mit Edi, dem Eichelhäher» schafften es zur Nominierung. Das 125. Vereinsjubiläum des St. Galler Forstvereins wird in die Arge-Tagung, die in diesem Jahr in der Schweiz durchgeführt wird, integriert. Der Anlass wird im Sarganserland während dem 27. und 28. Juni stattfinden. Sämtliche Traktanden wurden von der Versammlung einstimmig genehmigt.

Der Planet wird nicht untergehen. Aber wird es der Mensch überstehen?

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