Wolfsbilanz nach Glarner Alpsommer

Bei einem Medienanlass vom Montag 24. Oktober in Glarus wurden die Zahlen der Wolfsübergriffe des vergangenen Sommers bekanntgegeben. Bilanz: 90 Risse und 120 vermisste Tiere. An Landamman Benjamin Mühlemann wurde eine beachtliche Anzahl Unterschriften übergeben.

Wolf Glarnerland
Barbara Vögeli und Ruedi Rhyner von der IG für einen wolfsicheren Lebensraum übergeben die über 3000 gesammelten Unterschriften an Landamman Benjamin Mühlemann (v.l.).

Fritz Waldvogel, Präsident des Glarner Bauernverbands, präsentierte am Medienanlass die Zahlen und Fakten des Sommers 2022. Gegenüber dem Vorjahr, in dem 15 Nutztiere gerissen wurden, stieg die Anzahl Risse auf 90. 120 Tiere werden vermisst.

Am stärksten betroffen war die Elmer Schafalp Wichlen, die im Frühjahr als nicht zumutbar schützbar beurteilt wurde. Bereits an dieser Stelle erwähnte Waldvogel die ausbleibende Reaktion des Kantons zur Regulierung des Rudels sowie die fehlende Kommunikation über die nachweisliche Vermehrung. «Geldzahlungen lösen das Problem nicht», sagte Waldvogel. Personal zu finden, das diese psychischen Belastungen auf sich nimmt, wird zusehends schwerer. Die bürokratischen Hürden und fehlende Transparenz tragen ihres dazu bei. «Der Bauer muss beweisen, dass es der Wolf gewesen ist – dass es nicht der Wolf gewesen ist, beweist niemand».

Ängste ernst nehmen

Der Eindruck, dass die massiven Sorgen und Ängste der Bergbevölkerung zu wenig ernst genommen werden, unterstrich Thomas Elmer mit klaren Forderungen an den Regierungsrat. «Abgeleitet aus diesen Ausführungen und Erfahrungen, haben wir gewisse Forderungen die wir klar heute platziert haben möchten.» Die Forderung, dass die Glarner Regierung sich öffentlich zur heimischen Landwirtschaft bekennt und diese schützt, bringt er direkt an den anwesenden Landamman Benjamin Mühlemann an. «Wenn sich nichts ändert an der heutigen Situation, wird es ganz schwierig die Alp- und Weidewirtschaft aufrecht zu erhalten», so Elmer.

Der Bauer muss beweisen, dass es der Wolf gewesen ist – dass es nicht der Wolf gewesen ist, beweist niemand.

Erstaunlich war auch die Aufzählung von Älpler und Kommissionsmitglied Urs Kamm aus Filzbach. Für die zwei Herdenschutzhunde auf seiner Alp zählte er über zehn unterschiedliche Formulare, Checklisten, Ratgeber und Risikobeurteilungen – ein enormer administrativer Aufwand. «Wenn wir jetzt nicht eingreifen werden wir viel verlieren, viel von unserer Tradition und unserer Alpenwelt», machte deutlich.

3228 Unterschriften

 «Wir von der Interessensgemeinschaft (IG) haben genau diese Sorgen in der Bevölkerung aufgegriffen und eine Unterschriftensammlung lanciert», sagte Barbara Vögeli aus Engi. Die IG für einen wolfssicheren Lebensraum unterstützt die Bauern und Älpler im Kampf gegen die Überpopulation von Wolf und ist entstanden aus besorgten Bürgerinnen und Bürger in Glarus Süd. Die Besorgnis in der Bevölkerung nach den Geschehnissen im Sommer und dem bevorstehenden Winter sei gross, darum hätten innert kürzester Zeit über 3000 Personen unterschrieben. «Wir aus der nicht-bäuerlichen Bevölkerung möchten unterstreichen, dass die Forderung ganz klar eine Regulation des Wolfsbestandes ist», verdeutlichte auch das IG Mitglied Ruedi Rhyner aus Elm bevor die zahlreichen Unterschriften an Mühlemann übergeben wurden.

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